Der britische P2P Kreditmarkt Lendy*, spezialisiert auf Kredite an Immobilienentwickler, ist insolvent. Die britische Aufsichtsbehörde FCA teilt dazu mit: „On 24 May 2019, following action taken by the FCA, Lendy Ltd, a regulated Peer-to Peer (P2P) firm, appointed Damian Webb, Phillip Rodney Sykes and Mark John Wilson of RSM Restructuring Advisory LLP as administrators. The same administrators have been appointed for two further related, but unregulated, firms: Lendy Provision Reserve Ltd; and Saving Stream Security Holding Limited. These appointments have been made by the firms, in respect of Lendy Ltd, with the consent of the FCA.„. Auch auf der Lendy Website findet sich ein Statement zur Insolvenz.
Zum Verhängnis wurden Lendy letztlich zu hohe Ausfallraten und ungenügende Inkassoerfolge.
Da alle Kredite bei Lendy mit Immobilien besichert sind, wird es wohl nicht zu einem Totalverlust kommen. Wie werthaltig die Forderungen durch Verwertung der Immobilien sind, muss sich im weiteren Verlauf noch zeigen. Ein Insolvenzverwalter wurde bereits eingesetzt (s.o.).
Die sich verschlechternde Geschäftslage auf der Plattform zeichnete sich bereits seit letztem Jahr ab. Dieses Jahr verschärfte sich die Lage dann:
- Im Januar setzte die FCA die Firma auf eine watchlist also unter verschärfte Beobachtung
- Im April verschärfte die FCA die Aufsichtsbedingungen „[the firm must not] in any way dispose of, deal with or diminish the value of any of its assets and must not in any way release client money without in either case the prior written consent of the authority.”„
- Im Mai konnte Lendy erstmals die Zinszahlungen nicht fristgerecht leisten, begründete dies aber mit technischen Problemen bei der Bank. Die Zinsen wurden dann mit 2 Wochen Verspätung am 15.05. ausbezahlt
- Einige Management Mitglieder von Lendy engagierten sich inzwischen offen in Funktionen bei anderen Firmen
- Heute wurde zunächst der Zweitmarkthandel suspendiert bevor dann später die Insolvenz bekannt gegeben wurde
Die Entwicklung lässt sich auch im Lendy Forum gut nachvollziehen. Lendy (vormals Saving Stream) war lange eine der beliebtesten britischen Plattformen und gewann mehrere Abstimmungen unter britischen Anlegern. Auch ich hatte jahrelang dort größere Beträge investiert bis ich im Herbst 2018 das letzte Geld abzog. Viele Anleger versuchten bereits seit Monaten ihr Investment abzuziehen, konnten dies aber nicht, da der Lendy Zweitmarkt seit über einem Jahr für die meisten Kredite nahezu illiquide war, mangels Nachfrage.
Vor rund einem Jahr war bereits der britische Marktplatz Collateral gescheitert, wenn auch aus anderen Gründen. Schon früher sind mehrere Marktplätze geschlossen worden u.a. Boober, Comunitae und Trustbuddy. Anders als bei diesem dürften bei Lendy aber auch eine größere Anzahl deutsche Anleger betroffen sein.
Betroffene Lendy Anleger können nicht viel tun ausser auf die Abwicklung durch den eingesetzten Administrator zu warten. Lediglich die Sicherung von Informationen kann sinnvoll sein. In den Marktplatz einloggen und Kontostände und Transaktionen herunterladen. Im Gegensatz zu Collateral scheint aber das Risiko, dass diese Daten verloren gehen, gering zu sein.
Ich werde weiter im Forum über den Fortgang berichten.
Die führt gut vor Augen das Anbieterdiversifikation wichtig ist.
Witzig… erst gestern habe ich ein Blogbeitrag über Risikomanagement veröffentlicht. Daher ist es meines Erachtens umso wichtiger auch in die Geschäftsberichte reinzuschauen, um etwas mehr über die Plattformen oder auch Kreditanbahner zu wissen. P2P ist eben doch nicht nur passives investieren… sondern man muss den Markt genau kennen.
https://www.ft.com/content/3ca77892-7e48-11e9-81d2-f785092ab560