Auch andere Mütter haben schöne Töchter

Dies ist ein Beitrag von Inga im Rahmen des P2P Kredite Schreibwettbewerb 2019

oder frei interpretiert: Auch andere Länder bieten interessante Anlagemöglichkeiten.
Vom P2P – Prinzip überzeugt, können mich erste Dämpfer bei auxmoney* nicht von weiteren Versuchen abhalten. Ein täglicher Blick ins Forum von p2p-Kredite.com ist inzwischen zu einer festen Angewohnheit geworden und somit bin ich unter anderem auch relativ früh informiert, wenn sich eine neue Plattform etabliert. Die Erfahrung zeigt, dass es günstig sein kann, möglichst gleich in den Anfängen einer Plattform einzusteigen – oftmals ist dann noch nicht alles ganz ausgefeilt und dadurch ein „Rosinen picken“ möglich, was in der Regel später dann durch Nachbesserungen der Plattform wieder entfällt oder zumindest erschwert wird.

Bei Bondora* bin ich leider etwas spät dran, aber es lohnt sich trotzdem noch und bei Twino* steige ich dann auch gleich ziemlich hoch ein. Dort bekommt man anfänglich zum jeweiligen Stichtag die vollen monatlichen Zinsen, unabhängig vom Kaufzeitpunkt, und ich spezialisiere mich darauf, Kredite zu kaufen, bei denen die nächste Zinszahlung möglichst innerhalb der nächsten 10 Tage liegt. Den Nachbarsjungen, dem ich gerade etwas Mathe-Nachhilfe gebe, lasse ich Dreisatz und Gleichungen üben: Ein Kredit zu 12,9% bringt in 1 Monat x Euro. Wie hoch ist der tatsächliche Zinssatz, wenn er diesen Betrag schon in 10 Tagen erwirtschaftet? Und wieviele Tage bis zur Fälligkeit dürfen einem Kredit zu 14,9% verbleiben, um das gleiche Ergebnis zu erzielen? Erstelle eine Tabelle mit verschiedenen Laufzeiten und Zinssätzen……

Aber trotz Tabelle und relativ hohen Zinsgewinnen wird es mir nach einer Weile etwas mulmig im Bezug auf die Höhe meiner Investitionen bei Twino – Stichwort Diversifikation – und ich beschließe, mich dort etwas zurückzuziehen. Kurz entschlossen stelle ich sämtliche Kredite zum Verkauf. Der Verkauf läuft gut und ich ziehe an diesem Tag dreimal eine vierstellige Summe von meinem Twino-account ab. Bei der letzten Überweisung ist etwas anders und ich habe den Eindruck, da ist etwas schiefgelaufen und beantrage sie noch einmal. Eine Stunde später sehe ich dann auf meinem Kontoauszug, dass es doch geklappt hatte und der Betrag nun zweimal von meinem Twino-account auf mein Postbankkonto überwiesen wurde – und mein Kontostand bei Twino jetzt -2600 Euro zeigt.Ob es meinen Englischkenntnissen oder denen der Mitarbeiterin des Live-chats zuzuschreiben ist, dass mein Anliegen zuerst nicht erkannt wird, weiß ich jetzt nicht so genau, aber nachdem sie dann versteht, dass Twino mir quasi einen zinslosen Kredit von 2600 Euro eingeräumt hat, beginnt plötzlich eine hektische Aktivität im Hintergrund und man bittet mich inständig, doch die 2600 Euro möglichst umgehend zurück zu überweisen. Und da es bereits relativ spät am Nachmittag ist, befürchte ich, dass der IT-Verantwortliche dort an diesem Tag Überstunden machen muss. (Und irgendwann muss er dann auch die Auszahlung der Zinsen an die tatsächliche Haltedauer des Kredits anpassen.)

Auch der frühzeitige Einstieg bei finbee* lohnt sich – wobei hier der Abenteuer- und Spaßfaktor für einen user „mit Tagesfreizeit“ keine unbedeutende Rolle spielt. Das System der Unterbietungsauktion – diejenigen, die am wenigsten bieten, bekommen den Zuschlag – sorgt einige Monate für spannende Stunden. Man gibt sein Gebot ab – je nach Strategie manchmal erst zu einen möglichst hohen Zinssatz, wohl wissend, dass der wahrscheinlich unterboten wird – aber vielleicht ja auch nicht…..- und man dann rausfällt aus der Bieterliste. Und kurz vor Ende der Gebotsmöglichkeit schätzt man ein, bei welchem Prozentsatz wohl noch eine realistische Chance besteht, mit auf der Bieterliste zu bleiben, und bietet noch einmal neu – in umgekehrter Variante ja durchaus bekannt.

Natürlich kann ich auch im Urlaub nicht ganz abstinent sein und sitze in Spanien, auf einem schönen Campingplatz direkt am Meer,vor meinem Laptop, da gerade das Gebotsende für einige Kredite bei finbee bevorsteht. Plötzlich ertönt aus einem Lautsprecherwagen, der mehrmals die Straße rauf und runter fährt, eine aufgeregte Stimme. Ich verstehe nur „policia“ und „playa“ und auf unserem Campingplatz herrscht plötzlich hektische Aufruhr. Sämtliche Spanier, die Wohnwagen und Pkw’s dort stehen haben, rennen zu ihren PKW’s und verlassen den Platz. Zum Glück kann ich einen der Mitarbeiter des Platzes abfangen und der erklärt mir, dass der Camping wegen einer Tsunami-Warnung sofort geräumt werden müsse – man könne auf einen Parkplatz oberhalb ausweichen. Da wir nicht wissen, wieviel Zeit wir haben, lassen wir alles stehen und liegen und während Göga das Stromkabel entfernt und die Stützen hochklappt räume ich wenigstens noch den Laptop und was ich gerade so noch greifen kann ins Wohnmobil und schon starten wir. Die Rotweinflasche, die noch auf dem Tisch steht, ist zum Glück nur noch zu einem Viertel gefüllt, so dass sich die Flecken auf dem Fußboden in Grenzen halten und die Gläser waren auch nicht so teuer. Nach etwa 1 Stunde – die Scherben sind inzwischen zusammengekehrt,der Fleck weitestgehend beseitigt und ich will mir gerade einen Kaffee kochen – schaut Göga zufällig aus dem Fenster und meint: „Du, geh mal raus, der Campingplatzbesitzer kommt auf uns zu.“ Ich gehe raus und der freundliche Campingplatzbesitzer erklärt uns, dass alles ok sei und wir wieder runter auf den Platz kommen können. Es habe in Griechenland ein Erdbeben gegeben und man konnte die Wucht nicht einschätzen, aber die Wellen haben sich schon vor Italien gelegt…..
Bei den Krediten von finbee bin ich natürlich unterboten worden.