Heavyfinance Agrarkredite zahlen Erlöse aus CO² Zertifikaten statt Zinsen

Heavyfinance* ist eine P2P Plattform auf der Anleger Kredite an Landwirte vergeben können, die oft mit Farmmaschinen besichert sind.  Unlängst hat Heavyfinance* einen neuen Typ von Krediten ins Angebot genommen, den sie „Green Loans“ getauft haben. Die Idee: die Landwirte bewirtschaften ihre Felder mit klimafreundlichen Methoden (‚Carbon farming‘) . Dabei wird der CO Ausstoß vermindert, so dass sie CO² Zertifikate erhalten. Die Anleger können gezielt in Kredite investieren, die zum Klimaschutz beitragen (‚Carbon investing‚).

Anders als in den ’normalen‘ Krediten bekommt der Anleger keine Zinsen, sondern erhält neben der Rückzahlung des Kredites einen Anteil aus den Erlösen aus dem Verkauf der CO² Zertifikate.

heavyfinance carbon
Abbildung: Beispiel eines Tilgungs- und Zahlungsplanes eines Green Loans

Wie das Bild des Beispielkredites illustriert, handelt es sich um eine sehr langfristige Anlage. Zwar wird der Kreditbetrag binnen 3 Jahren zurückgezahlt, aber die Erlöse aus dem Zertifikateverkauf fließen bis ins 10. Jahr. Die jährliche Rendite prognostiziert Heavyfinance* mit 17% bis 56%, sie ist abhängig vom Preis der CO² Zertifikate.

Vorteile eines Invests in Green Loans:

  • Unterstützung von klimafreundlichen Maßnahmen
  • Hohe Rendite, wenn alles so klappt, wie von Heavyfinance prognostiziert

Nachteile eines Invests in Green Loans:

  • Keine fixe Verzinsung, es besteht das Risiko, dass die Prognosen von Heavyfinance zu optimistisch sind
  • Sehr langfristige Anlage
  • Neues Modell, bisher keine Erfahrungswerte

Der Landwirt hat übrigens ein Eigeninteresse, dass die CO²-Zertifikate erteilt und vermarktet werden können, denn er partizipiert auch. In den ersten 7 Jahren erhält er 60% der Erlöse daraus (der Anleger 40%) und im Jahr 7-10  80% der Erlöse (der Anleger 20%).

Ich habe bei Heavyfinance*  nachgefragt, wie sie dem Risiko begegnen, dass der Landwirt nach Krediterhalt die Klimamaßnahmen nicht durchführt und so keine Zertifikate vermarktet werden können. In dem Fall muss der Landwirt in dem Vertrag zwischen Heavyfinance und ihm vereinbarte Zinsen zahlen.

Die Zertifikate werden übrigens nicht an einer Börse gehandelt. Heavyfinance* teilte mir auf Anfrage mit, dass sie planen diese an CO² Zertifikat Händler zu verkaufen, die bereits heute mit großen Mengen von CO² Zertifikaten handeln. Eine weitere Möglichkeit sei der Direktverkauf an ausgewählte große Unternehmen.

Ich finde die Entwicklung spannend. Ich werde diese Kreditart nicht in mein eigenes Portfolio nehmen, da mir 10 Jahre Anlagehorizont zu lang sind, aber ich werde mit großem Interesse verfolgen, wie sich die Green Loans bei Heavyfinance* entwickeln und welche Zertifikaterlöse erzielt werden. Auch mehrere andere Anleger diskutieren im Forum gerade das Pro und Contra eines Invests in diese Green Loans. Gerne dort mitdiskutieren.

Die Green Loans sind übrigens auf der Projektübersichtsseite bei Heavyfinance* mit grünem Hintergrund versehen und somit leicht in der Übersicht zu finden.

In mit Landmaschinen besicherte Kredite investieren – bis zu 14% Zinsen kassieren

Beim Invest in P2P Kredite kann man ganz grob 3 Kategorien unterscheiden: Kredite an Verbraucher (i.d.R. unbesichert), Kredite an Unternehmen (besichert oder unbesichert) und Immobilienkredite (i.d.R. besichert). Heute stelle ich die litauische Plattform Heavyfinance* vor, die eine spezielle Nische besetzt. Sie vergibt Betriebsmittelkredite („working capital“) an Landwirte. Als Kreditsicherheit dienen dabei Landmaschinen der Landwirte (dazu später mehr).

Anlegern bietet Heavyfinance* folgende Rahmenbedingungen:

  • Zinsen von 9% bis 14%
  • Minimum Invest 100 EUR
  • Kreditlaufzeiten i.d.R. zwischen 4 Monaten und 3 Jahren
  • Keine Gebühren für Anleger auf dem Erstmarkt
  • Ein Zweitmarkt, auf dem mit Aus- und Abschlägen gehandelt werden kann (Verkaufsgebühr 1%)
  • Kredite aus Litauen, Lettland, Bulgarien, Spanien, Portugal und ganz neu Polen

Der Gründer von Heavyfinance* Laimonas Noreika hatte zuvor bereits 2015 Finbee* gegründet und erfolgreich zu einem P2P Kreditmarktplatz für Verbraucher- und Frimenkredite entwickelt, bevor er seine Anteile daran verkaufte und 2020 Heavyfinance gründete. Er sah das Problem, dass Landwerte oft Schwierigkeiten haben, bei Banken Kredite zu bekommen. Die Landwirte haben zwar einen Maschinenparkt, diesen ziehen die Banken aber nicht als Sicherheiten in Betracht, da sie keine Erfahrung in der Bewertung und Verwertung einer Landmachine als Kreditsicherheit hätten.

Dabei seien Landmaschinen wie Traktoren und Mähdrescher sehr wertstabiler Güter für die es einen großen Markt gäbe. Zudem seinen sie mobil, so dass sie bei Bedarf im Verwertungsfall auch zu internationalen Käufern transportiert werden könnten.

Heavyfinance Taktor
Beispiel: Kreditangebot auf Heavyfinance, besichert mit einem Traktor

Nachdem Heavyfinance* nun rund 1,5 Jahre am Markt ist habe ich mich detaillierter mit einigen Aspekten des Geschäfts auseinander gesetzt und sowohl dem Management als auch einzelnen Anlegern Fragen gestellt.

Mich interessierte u.a. ob das Geschäft sehr stark saisonal geprägt sei, da sich das Geschäft vieler Landwirte ja um die Erntezyklen dreht.Dazu sagte mir Darius Verseckas von Heavyfinance, dass das Geschäft nur leicht saisonal beeinflusst werde. Zwar sei der Dezember der stärkste Monat, da die Landwirte dann ihr Geschäftsjahr abschliessen, und es gäbe Monate mit schwacher Nachfrage wie insbesondere den Januar. Aber die breite geographische Streuung und die unterschiedlichen Anbaupflanzen und Vieharten würden für eine relativ gleichmäßige Verteilung sorgen.

Für die Anleger vom größten Interesse ist natürlich das Zahlungsverhalten und die Ausfallrate bei den Kreditnehmern. Die Heavyfinance Statistik weist aus, dass 95 von 586 Krediten in Verzug sind, also 16,1%.

Heavyfinance* teilte mir dazu mit, dass das im Rahmen ihrer Erwartungen (20%) liegt und dass sie damit rechnen dass die meisten dieser Kreditnehmer letztendlich zahlen. Zudem bekommen die Anleger Verzugszinsen.

Nachfolgend ist eine detaillierte Aufschlüsselung der Zahlungsverzüge, um die ich Heavyfinance gebeten hatte.


Aufschlüsselung der laufenden Kredite nach Zahlungsstatus. Die meisten Verzüge sind weniger als 90 Tage in Verzug

Die Gesellschaft ist finanziell transparent aufgestellt. Es gibt einen auditierten Geschäftsbericht für 2020. Der Geschäftsbericht für 2021 ist gerade in Arbeit. Ende 2021 hat Heavyfinance 1 Mio. US$ Kapital aufgenommen unter anderem von Black Pearls VC und bValue VC. Diese Mittel werden eingesetzt um das Wachstum in den bestehenden Märkten zu beschleunigen und um in den polnischen Markt zu expandieren. Der Markteintritt in den polnischen Markt erfolgte im Dezember 2021 und es wurden bereits 25 polnische Kredite finanziert, 15 weitere sind in der Pipeline. Heavyfinance akquiriert Kreditnehmer hauptsächlich direkt via Internet. Daneben gibt es weitere Vertriebskanäle wie zum Beispiel Partnerschaften mit Landmaschinenherstellern.

Im Moment verfügt das Startup über ausreichendes Funding. Die Gründer antizipieren die nächste Finanzierungsrunde für Q4 2022 bzw. Q1 2023.

Wie schon oben erwähnt, sind die meisten Kredite mit Landmaschinen besichert. Im Falle eines Zahlungsausfalles hat Heavyfinance das Recht die Sicherheit zu verwerten, das heisst die Landmaschine verkaufen zu lassen. Allerdings sind nicht mehr alle Kredite besichert. Um weitere Segmente der Nachfrage zu bedienen hat Heavyfinance Mitte 2021 auch unbesicherte Kredite auf dem Marktplatz eingeführt. Diese würden von den Landwirten z.B. für die Finanzierung von Reparaturen in der Vorbereitung auf die Erntezeit genutzt. Für die unbesicherten Kredite gilt eine Obergrenze von 15.000 Euro.

Derzeit nutzt Heavyfinance Paysera als Zahlungsdienstleister. Für Ende März, Anfang April plant Heavyfinance einen zweiten bekannten Zahlungsdienstleister als Alternative hinzuzunehmen und so die User Experience zu verbessern und die Akzeptanz zu erhöhen.

Anleger Erfahrungen

Aus dem Forum wusste ich, dass Andreas von P2P-Anlage.de schon seit dem Start bei Heavyfinance* investiert und habe ihn nach seinen Erfahrungen gefragt. Er hat die Kredite dabei nicht nach bestimmten Kriterien selektiert sondern einfach über alle Kredite hinweg investiert. Wichtig war ihm, dass der Zins nicht zu niedrig ist. Seine Rendite liegt bei ca. 9% bisher (mit 20% aller Kredite mit mehr als 60 Tagen als Verlust abgeschrieben). Er wünscht sich einen stärker standardisierten Inkassoablauf und mehr Informationen von Heavyfinance während des Inkassos.
Den Zweitmarkt hat er bisher überhaupt nicht genutzt. Weder zum Kaufen noch zum Verkaufen. Er habe schon überlegt, die mit dem größten Abschlag zu kaufen hat dann aber mangels Erfahungswerten davon Abstand genommen. Verkaufen will er die Problemkredite auch nicht, weil er erstmal sehen möchte wie Heavyfinance mit diesen Problemfällen umgeht.

Die i2 group aus Zug in der Schweiz ist der erste institutionelle Investor bei Heavyfinance*. i2 group CEO Gregor Stadelmann teilte mir auf Anfrage mit sie investieren nur in die besseren Ratings, nur in Darlehen mit Haftungssubstrat und das Land spiele auch eine Rolle bei der Auswahl. Der Knackpunkt an Heavyfinance werde das Recovery (Anm: das Inkasso) werden. Wenn sie dies gut hinkriegen, sei es eine gute Sache zum investieren. Dieser Track Rekord müsse aber noch aufgebaut werden.
Die Renditeerwartung bei der i2 group ist über 8% nach allen Verlusten.

Laut Darius Verseckas werden weitere institutionelle Anleger später im Jahr auf der Plattform dazukommen. Heavyfinance wolle u.a. Family Offices und Banken als Anleger auf dem Marktplatz gewinnen.

P.S.: Dieser Artikel wurde überwiegend vor der russischen Invasion in der Ukraine recherchiert und geschrieben. In Reaktion auf den Krieg und zur Unterstützung der Ukraine wird Heavyfinance* für alle neuen Anlagen 2% an die Ukraine spenden. D.h. wenn ein Anleger 500 Euro neu investiert, dann spendet Heavyfinance 10 EUR an die Ukraine. Heavyfinance verzichtet auf den größten Teil seiner Marge um diese Spenden an die NGO Blue/Yellow leisten zu können.