Seedrs und Crowdcube wollen fusionieren. Verschmelzung zur marktbeherrschenden europäischen Crowdinvestment Plattform?

Gestern kündigten die britischen Crowdinvestment Plattformen Crowdcube und Seedrs* überraschend an, dass sie fusionieren wollen. Obwohl es schon seit Sommer vereinzelte Gerüchte über Fusionsverhandlungen gab, kommt der Schritt doch ziemlich überraschend, denn obwohl die Plattformen in genau dem gleichen Markt unterwegs sind und auch ähnlich lange operieren, haben sie sich m.E. doch etwas unterschiedlich in der Umsetzung entwickelt und auch die Geschäftsmodelle differierten. So entwickelte Seedrs* zum Beispiel einen Zweitmarkt, der von den Anlegern sehr geschätzt wird oder setzte bei der Monetarisierung langfristig stark auf den Faktor Carry.

Die geplante Fusion (vollständige Ankündigung*) wird so erfolgen, dass Crowdcube Anteilseigner 60% der neuen Firma besitzen werden und Seedrs Anteilseigner 40% der neuen Firma besitzen werden. Ich halte seit Jahren sowohl Gesellschaftsanteile an Crowdcube als auch an Seedrs und werde somit einen konsoldierten Anteil in der neuen Firma haben.

Meine Sicht auf die geplante Fusion:

Chancen:

  • Es entsteht ein wirklich großer Player der aus meiner Sicht in Europa marktbeherrschend sein wird.  Vom finanzierten Volumen her sind alle anderen europäischen Plattformen wie auch die deutschen Seedmatch* und Companisto* im Vergleich Zwerge
  • Bisher konkurrierten Seedrs und Crowdcube oft gegeninander um die selben Startup Pitches für ihre Plattform zu gewinnen und haben dazu erhebliche Rabatte auf ihre Gebühren gewährt. Dies wird in Zukunft nicht nötig sein
  • Erhebliche Synergieeffekte sind auf der Kostenseite m.E. möglich. Gerade bei Marketingkosten und Personalkosten. Natürlich braucht kein Personal entlassen zu werden, aber es muss halt weniger Personal für weiteres Wachstum eingestellt werden, als bei zwei getrennten Firmen

Risiken

  • Es wird eine Herkulusaufgabe die zwei Firmen sinnvoll zu vereinen. Dies fängt bei der Frage der IT Plattform an (welche wird verwendet und weiterentwickelt)über die Migration bis zu der entstehenden hohen Komplexität durch sehr unterschiedliche Vertrags- und Konditionenwerke die noch über Jahre und Jahrzehnte weiter abgerechnet werden müssen. Und wahrscheinlich noch 1000 weitere Punkte
  • Das Wachstum wurde bisher stark durch die SEIS/EIS Steuervorteile für die britischen Anleger begünstigt. Sollte die britische Regierung diese im Zuge eines Sparkurses (Coronakrise? Brexit?) streichen, dann wird sich das stark auswirken. Obowhl vor allem Seedrs Schritte in Richtung Internationalisierung unternommen hat, würde ich schätzen, das noch über 95% der Umsätze vom britischen Markt abhängig sind.
  • Beide Firmen schreiben weiterhin hohe Verluste, sind also auf weitere Finanzierungsrunden angewiesen. Der Seedrs Geschäftsbericht für 2019 wurde heute veröffentlicht und weist einen operativen Verlust von 4,66 Mio. Pfund für 2019 aus. Der Crowdcube Geschäftsbericht für das GJ bis zum 30.09.2019 wies einen operativen Verlust von 2,63 Mio. Pfund aus. Jeff Lynn von Seedrs hat sich bereits geäußert, dass die Marktistuation für neue Kapitalrunden nicht mehr so gut ist wie 2017 (der zeitpunkt der letzten bewerteten Seedrs Runde).
  • ein Teil der Anleger wird ggf. von der Fusion entäuscht sein. Viele Anleger präferieren klar eine Plattform. Auch ich habe in den letzten Jahren klar Seedrs präferiert und Crowdcube nicht mehr zum Invest in Startups genutzt.

Seedrs Crowdcube Volumen 2019
Quelle der Abbildung: Beauhurst ‚The Deal‘, S.33

Auch wenn es unter den Seedrs Anteileignern deutliche Kritik vor allem an der Bewertung des Deals (60:40 Split) gibt, denke ich dass die entstehende Firma langfristig stark von der Fusion profitieren kann. es wird spanndend zu beobachten, wie der Zusammenschluss (dem die Shareholder in einer Abstimmung noch gutheißen müssen) vollzogen wird und ob das einigermaßen reibungslos und zur Zufriedenheit der Nutzer verlaufen wird.

 

Warum ich die Einführung von variablen Preisen auf dem Seedrs Zweitmarkt interessant finde

Schon seit 2013 nutze ich Seedrs* um in britische Startups zu investieren. Wie sich mein Portfolio bei Seedrs* über die Jahre entwickelte habe ich regelmäßig im Forum berichtet, zuletzt in diesem Post. Vorteilhaft bei Seedrs fand ich vor allem, dass es seit dem Start echte Unternehmensanteile (equity) gibt – auf deutschen Crowdinvesting Plattformen waren sehr lange Nachrangdarlehen bzw. partiarische Darlehen oder Genussscheine die Norm. Außerdem gibt es i.d.R. Vorkaufsrechte (pre-emption rights) mit denen ich als Anleger bei Folgerunden der Startups entscheiden kann ob ich zusätzlich investieren will um meinen Anteil zu halten und einer Verwässerung (dilution) zu entgehen.

seedrs preise Seedrs hat schon seit Juni 2017 einen Zweitmarkt auf dem Anleger untereinander Anteile an den Startups kaufen und verkaufen können. Je nach Attraktivität des Startups in der Gunst der Anleger ist dieser sehr aktiv und einzelne Anteile (z.B. Revolut im letzten Jahr) waren binnen Minuten nach Öffnung ausverkauft. Der Zweitmarkt öffnet bisher nur jeweils 1 Woche im Monat.

Bisher ist der Handelspreis für Anteile eines Startups fix und bestimmt durch den Fair Value.  Vereinfachend gesagt, basiert der in der sehr überwiegenden Anzahl der Fälle auf der Bewertung, zu der das Startup zuletzt eine Kapitalrunde aufgenommen hat. Damit fluktuiert der Preis also kaum, denn bei den meisten Startups finden neue Kapitalrunden üblicherweise nur alle 12-24 Monate statt (siehe Abbildung 1 – die Kurven der Preisveränderungen über die Jahre sind oft Geraden, da sie nur 2 Preispunkte enthalten). Zudem ist die Bewertung rein vom Startup gesetzt/getrieben (zumindest solange nicht größere externe professionelle Investoren wie VCs an der Kapitalrunde teilgenommen haben). Ich möchte jetzt nicht in einem Exkurs über Unternehmensbewertungen enden, aber mir erscheint es manchmal absurd dass eine Neobank wie z.B. Revolut eine Unternehmensbewertung hat, die ungefähr ein Drittel von Aldi ist, die jahrelang etabliert sind im Vergleich riesig sind (nach fast allen Unternehmenskenngrößen). Andererseits wer in der Anfangszeit in Amazon oder Apple Anteile investiert hat (und diese heute noch besitzt) hat vermutlich ausgesorgt.

Schon seit Dezember 2018 hatte Seedrs* Pläne angekündigt, flexible Preise (variable pricing) auf dem Zweitmarkt einzuführen. Seit gestern Abend ist es nun soweit. Anleger können Anteile jetzt mit Aufschlägen bis 30% bzw. Abschlägen bis -30% auf den Fair Value anbieten. Oder halt wie bisher zum Fair Value.

Warum finde ich die Einführung von variablen Preisen auf dem Seedrs Zweitmarkt spannend?

Bisher hatte ich den Seedrs* Zweitmarkt hauptsächlich genutzt um

a) Anteile zuzukaufen, wenn ich der Meinung bin dass sich ein Startups, dass ich bereits im Portfolio habe sehr gut entwickelt und Potential für weitere deutliche Wertsteigerungen besteht oder

b) Anteile zu verkaufen um Gewinne zu realisieren (also aus bisherigen Buchgewinnen reale Gewinne zu machen)

Mit den flexiblen Preisen kann ich zukünftig auch ein bisschen kurzfristiger spekulieren.

Meine Learnings aus früheren Zeiten bei Bondora* oder auch Mintos* waren, dass es in der Anfangszeit Zeitfenster gab, in denen ich sher profitabel auf dem Zweitmarkt traden konnte. Weil die Mechanismen für alle neu waren und die Anleger noch wenig Erfahrungen hatten und jeder erst für sich herausfinden musste was funktioniert und was nicht, waren die erzielbaren Gewinnmargen anfangs für mich hoch. Nach wenigen Monaten endete das Zeitfenster, denn die Anleger, die Handelsstrategien verfolgten, professionalisierten sich und die erzielbaren Margen wurden geringer. Ich muss auch immer im Auge behalten in welcher Relation mein Zeitaufwand zu den erzielbaren Gewinnen steht. Aber mein persönliches Learning aus beiden Fällen war: am Anfang geht was, ich lernte viel über Marktdynamik und -psychologie und das Ganze hat mir auch Spaß gemacht.

Ganz so einfach wird es auf dem Seedrs Zweitmarkt nicht werden. Zum einen sind die Transaktionsgebühren vergleichsweise hoch, zum anderen ist das Angebot begrenzt und die Nachfrage konzentriert sich auf wenige sehr begehrte Startups. Andererseits kommt beim Handel mit Startup-Anteile noch mehr die Psychologie zum Tragen. Es geht um die Erwartungen die die Anleger mit den Startups verknüpfen – die Emotionen werden die Presidynamik beeinflussen.

Sich einfach zu wünschen zu -30% zu kaufen und den Anteil zu  +30% weiterzuverkaufen wird ganz sicher nicht funktionieren. Aber vielleicht ergibt sich ja die Chance zu -30% zu kaufen und dann mit etwas Zeitversatz zu -10% wieder zu verkaufen?

Im nächsten Trading Zyklus ab dem 04. August werde ich auf jeden Fall die angebotenen Revolut Anteil im Auge behalten. Wer mein Seedrs Potfolio verfolgt weiß dass ich sehr viele (zu par) vor einigen Monaten verkauft habe. Wenn ich nun zu -30% wieder kaufen könnte, wäre das schon eine Überlegung wert (aktuell ist der maximal angebotene Discount -10%).

Wer nicht traden will sondern sich einfach nur für das Invest in Startups über Seedrs* interessiert, findet in der Crowdinvesting Forum Sektion viele Diskussionen wie z.B. die Meinungen von Anlegern zu einzelnen Pitches. Und wer im nächsten Handelsfenster mitmischen will, sollte sich umgehend bei Seedrs* registrieren, da die Kontofreischaltung und Einzahlung idealerweise vor Markteröffnung erledigt sein sollte.

Gericht erlässt Verfügung zum Einfrieren von Vermögen früherer Lendy Direktoren

Die Insolvenzverwalter haben ihren 2. Fortschrittsbericht bzgl. der Eintreibungsaktivitäten bei der Abwicklung der Lendy Ltd Gesellschaft veröffentlicht. Dieser beschreibt den Fortschritt der letzten 6 Monate – den ich als eher gemächlich beurteilen würde. Allerdings enthält der Report auch einen Paukenschlag. In ihren Untersuchungen kommen die Insolvenzverwalter zu dem Ergebnis, dass 6.8 Mio. Pfund auf Konten auf die Marshall Inseln abgeflossen sind und der Verdacht besteht, dass diese nicht wie angegeben für Marketingzwecke bezahlt wurden sondern zugunsten der ehemaligen Lendy Direktoren Tim G. und Liam B.

Die Insolvenzverwalter haben daraufhin bei einem britischen Gericht eine Verfügung zur Sperrung aller weltweiten Vermögenswerte und des Immobilienbesitzes von Tim G.d Liam B. erwirkt.

Britischer P2P Kreditmarktplatz Funding Secure insolvent

funding secure logoDer britische Marktplatz Funding Secure* wurde heute unter die Aufsicht eines Insolvenzverwalters gestellt. Funding Secure wurde bereits im Jahr 2012 gegründet. Funding Secure hatte über die Jahre vor allem Immobilienkredite, aber auch Pfandkredite im Gesamtvolumen von ca. 315 Mio. Pfund finanziert. Davon sind noch rund 80 Mio. Pfund laufende Kredite. Ein- oder Auszahlungen können die Anleger aktuell nicht mehr tätigen. Eine detailliertere FAQ hat der Administrator hier zur Verfügung gestellt.

Betroffen sind rund 3500 Anleger. Da Funding Secure in Deutschland nie sehr bekannt oder populär war, werden vermutlich allenfalls einige Dutzend Anleger aus Deutschland betroffen sein.

Dies ist bereits der dritte UK P2P Kreditmarktplatz für Immobilienkredite der gescheitert ist. Bereits zuvor mussen Collateral und Lendy Insolvenz anmelden. Invest in P2P Kredite ist eine Hochrisikoanlage. Hier habe ich eine Liste von über 30 Plattformen zusammengestellt, die im Laufe der Jahre aufgeben und schliessen mussten.

Bist Du von der Funding Secure Pleite direkt betroffen? Diskutiere im Forum.

Capitalrise – Plattform für britische Luxusimmobilien

Am 25. September – dem Tag vor der Lendit Konferenz – habe ich mit mit Uma Rajah, Geschäftsführerin von Capitalrise* in London getroffen. Neben einem Rundgang durch die beiden Standorte habe ich mich vor allem über die Entwicklungen in den letzten Jahre updaten lassen. Capitalrise ist bereits seit 2016 am Markt und spezialisiert sich auf das High-End Segment. Sehr teure Immobilien in bestimmten Bezirken. Uma Rajah erläuterte mir, dass Capitalrise* sich auf einige wenige Postleitzahlgebiete in London beschränkt. Ausserhalb Londons erfüllen gibt es nur ganz, ganz wenige Objekte, die ihr Anforderungsprofil matchen. Beispiele für Locations, an denen Capitalrise Objekte bereits finanziert hat sind Eaton Square (Belgravia), Grosvenor Square (Mayfair), Knightsbridge und on the Strand.

Uma Rajah, CapitalriseUma Rajah betonte wie wichtig die Qualität und die Lage sei. Für solche aussergewöhnlichen Immobilien gäbe es immer einen Markt. Die bisherigen Ergebnisse scheinen ihr recht zu geben. Nach ihren Angaben gab es bisher keine Ausfälle und die Renditen lagen bei 10%. Zielwert ist generell eine Rendite über 7%. Für Anleger ist die Plattform kostenlos, das Minimum Invest liegt allerdings bei 1000 Pfund pro Kredit. Rajah findet das angemessen und sagt, dass es zuvor für Privatanleger gar nicht möglich war sich an der Finanzierung solcher Objekte zu beteiligen. Alle Kredite sind durch die Immobilien besichert. Es gibt einen Zweitmarkt.

Die Plattform finanziert sich aus der Gebühr , die die Kreditnehmer zahlen. Diese liegt bei rund 3% der Kreditsumme.

Gefragt ob sie starke negative Einflüsse im Falle eines Brexit oder einer Rezension sieht, verneinte Rajah.

Mein Fazit und warum ich derzeit nicht investiere

Capitalrise* ist u.a. interessant, weil es ein sehr spezielles Marktsegement bedient. Auch die bisherige Entwicklung sieht gut aus. Aber mit der aktuellen Unsicherheit durch Brexit und den Auswirkungen auf den Pfund Kurs werde ich keine weitere britische Plattform ins Portfolio nehmen. Vielleicht wenn klar ist, wie es bzgl. Brexit weitergeht. Zudem ist das Mindestinvest für meinen Geschmack sehr hoch angesetzt. Und der Dealflow ist nicht so stetig, dass ich innerhalb der Plattform eine gute Diversifikation erreichen könnte.

Nutzt Du Capitalrise? Dann teile doch bitte Deine Capitalrise Erfahrungen im Forum.

 

Britischer P2P Kreditmarktplatz Lendy insolvent

Der britische P2P Kreditmarkt Lendy*, spezialisiert auf Kredite an Immobilienentwickler, ist insolvent. Die britische Aufsichtsbehörde FCA teilt dazu mit: „On 24 May 2019, following action taken by the FCA, Lendy Ltd, a regulated Peer-to Peer (P2P) firm, appointed Damian Webb, Phillip Rodney Sykes and Mark John Wilson of RSM Restructuring Advisory LLP as administrators. The same administrators have been appointed for two further related, but unregulated, firms: Lendy Provision Reserve Ltd; and Saving Stream Security Holding Limited. These appointments have been made by the firms, in respect of Lendy Ltd, with the consent of the FCA.„. Auch auf der Lendy Website findet sich ein Statement zur Insolvenz.

Zum Verhängnis wurden Lendy letztlich zu hohe Ausfallraten und ungenügende Inkassoerfolge.

Da alle Kredite bei Lendy mit Immobilien besichert sind, wird es wohl nicht zu einem Totalverlust kommen. Wie werthaltig die Forderungen durch Verwertung der Immobilien sind, muss sich im weiteren Verlauf noch zeigen. Ein Insolvenzverwalter wurde bereits eingesetzt (s.o.).

Die sich verschlechternde Geschäftslage auf der Plattform zeichnete sich bereits seit letztem Jahr ab. Dieses Jahr verschärfte sich die Lage dann:

  • Im Januar setzte die FCA die Firma auf eine watchlist also unter verschärfte Beobachtung
  • Im April verschärfte die FCA die Aufsichtsbedingungen „[the firm must not] in any way dispose of, deal with or diminish the value of any of its assets and must not in any way release client money without in either case the prior written consent of the authority.”
  • Im Mai konnte Lendy erstmals die Zinszahlungen nicht fristgerecht leisten, begründete dies aber mit technischen Problemen bei der Bank. Die Zinsen wurden dann mit 2 Wochen Verspätung am 15.05. ausbezahlt
  • Einige Management Mitglieder von Lendy engagierten sich inzwischen offen in Funktionen bei anderen Firmen
  • Heute wurde zunächst der Zweitmarkthandel suspendiert bevor dann später die Insolvenz bekannt gegeben wurde

Die Entwicklung lässt sich auch im Lendy Forum gut nachvollziehen. Lendy (vormals Saving Stream) war lange eine der beliebtesten britischen Plattformen und gewann mehrere Abstimmungen unter britischen Anlegern. Auch ich hatte jahrelang dort größere Beträge investiert bis ich im Herbst 2018 das letzte Geld abzog. Viele Anleger versuchten bereits seit Monaten ihr Investment abzuziehen, konnten dies aber nicht, da der Lendy Zweitmarkt seit über einem Jahr für die meisten Kredite nahezu illiquide war, mangels Nachfrage.

Vor rund einem Jahr war bereits der britische Marktplatz Collateral gescheitert, wenn auch aus anderen Gründen. Schon früher sind mehrere Marktplätze geschlossen worden u.a. Boober, Comunitae und Trustbuddy. Anders als bei diesem dürften bei Lendy aber auch eine größere Anzahl deutsche Anleger betroffen sein.

Betroffene Lendy Anleger können nicht viel tun ausser auf die Abwicklung durch den eingesetzten Administrator zu warten. Lediglich die Sicherung von Informationen kann sinnvoll sein. In den Marktplatz einloggen und Kontostände und Transaktionen herunterladen. Im Gegensatz zu Collateral scheint aber das Risiko, dass diese Daten verloren gehen, gering zu sein.

Ich werde weiter im Forum über den Fortgang berichten.

Rückblick auf die Lendit 2018 Konferenz

Montag und Dienstag war ich auf der Lendit Fintech 2018 Konferenz in London. Das ist die Branchenmesse auf der eine große Anzahl von Vertretern der europäischen Marktplätze sich trifft und über neue Entwicklungen und Trends austauscht. Zudem auch ein Schaulaufen um institutionelle Anleger, VCs und andere größere Kapitalgeber zu treffen. Dazu jede Menge Zulieferer und Dienstleister, vor allem KYC/AML Provider. Zudem ist das Event um das weitere Fintech Umfeld aufgebohrt, also Vertreter vor allem von Neobanken, Krypto- und Blockchain Startups. Teilnehmerliste

Private Anleger sind also nicht die Zielgruppe der Veranstaltung und es gibt wenige News die private Anleger unmittelbar betreffen können.

Als Stimmungsindikator, um Trends zu erkennen und vor allem um Kontakte zu pflegen und neue zu knüpfen ist die Lendit für mich aber ein unschätzbar gutes Werkzeug. Es sind weniger die Vorträge selbst, als die sehr nützlichen Gespräche mit einzelnen Marktteilnehmern, die für mich den Wert der Messe ausmachen.

Zu den großen für die Marktplätze wichtigen Themen gehörte dieses Jahr insbesondere:

a) Mögliche kommende Änderungen in der britischen Regulierung, bei der die Regulierungsbehörde eventuell Einschränkungen im Marketing an Privatanleger einführen könnte. Dieses für die britischen Marktplätze wichtige Thema führt durchaus zu einer Spaltung innerhalb der Branche. So sagte der Zopa CEO er sei für ‚appropriate regulation‘, verschärfte Regeln müssten aber nach Risiko differenziert werden und nach seiner Sicht nur auf das risikoreiche Self-Select Spektrum mit höheren Zinsen angewendet werden und nicht auf Autoinvest Plattformen wie Zopa.

b) Das aktuelle IPO Klima, mit den Funding Circle, Creditshelf, Fellow Finance und Raize IPOs dieses Jahr

Weitere wichtige Themen, die eigentlich jedes Jahr wieder kommen, sind Zugang zu institutionellem Kapital, Neobanken vs. traditionelle Banken, Spannungsfelder Fintechs zu Banken und Chancen für Zusammenarbeit (hier z.B. die Partnerschaft von Barclays und Marketinvoice), Chancen von Open Banking und Blockchain Anwendungen.

Ich habe ein Panel mit den CEOs von Mintos* und Twino* moderiert. Twino hat angekündigt demnächst erstmalig besicherte Kredite (Autokredite) auf den Marktplatz zu bringen.

Ich konnte interessante Kontakte zu einigen kleineren, neuen P2P Kreditmarktplätzen knüpfen, die potentiell auch für internationale Anleger interessant sein könnten und werde mir diese in den nächsten Wochen genauer anschauen und sie ggf. im Detail vorstellen.

Ein paar ergänzende Notizen gibt es hier.

Lendit 2018
Veranstaltungsort der Lendit 2018 war das Business Design Center; hier der Blick auf die zentrale Meeting- und Ausstellungsfläche; >1000 Teilnehmer aus mehr als 50 Ländern

Kuflink mit Immobilen besicherte Kredite – 100 Pfund Bonus (bei 500 Pfund Invest)

Kuflink ist eine britische Plattform für mit Immobilien besicherte P2P Kredite. Der Anbieter ist schon seit 2016 am Markt, war aber bislang nur für britische Anleger geöffnet. Ganz neu können sich nun auch internationale Anleger aus Europa anmelden. Die Kredite laufen üblicherweise nur zwischen 3 und 12 Monaten und die Zinsen liegen i.d.R. bei rund 6,5% bis 7%. Die Mindestanlage pro Kredit sind 100 Pfund (für reinvestments auch geringe Beträge möglich).

Es gibt eine interessante Bonus-Aktion für Neukunden. Wer sich über diesen Link anmeldet und mindestens 500 Pfund investiert erhält 100 Pfund Cashback. Auf der Zielseite steht 50 Pfund – ich habe aber 100 Pfund für Euch ausgehandelt (also doppelter Bonus): GANZ WICHTIG: genau die Bedingungen lesen (T&C), so muss z.B. die gesamte Summe binnen 24 Stunden nach dem ersten Invest investiert werden. Aufteilung der 500 Pfund auf mehrere Kredite ist somit zwar möglich, aber darauf achten, dass die Bedingungen eingehalten werden

Für die Nutzung eines britischen Bankkontos empfehle ich Transferwise* (Borderless) oder Revolut* zu verwenden. Beide können kostenlos eingerichtet werden. Wenn ihr mit TransferGo* kostenlos tauscht, bekommt ihr als TransferGo Neukunde* noch 10 Pfund geschenkt (bei Tausch von mindestens 150 Pfund).

Kuflink Kredite
Abbildung: Aktuelle Kuflink Kreditangebote

Bei jedem Kredit gibt es umfangreiche Informationen und auch ein Wertgutachten (Valuation report) der Immobile. Seit dem Start hat Kuflink ein Kreditvolumen von gut 20 Millionen Pfund vermittelt.

Es fallen keine Gebühren an. Leider hat Kuflink keinen Zweitmarkt. Zinsen werden am ersten Tag jeden Monats gutgeschrieben (bei manuellem Invest). Es gibt eine Autoinvest-Funktion. Deren Konditionen finde ich allerdings im Vergleich zum manuellen Invest weniger interessant. Schön wäre auch noch eine Statistikseite. Eine solche gibt es bisher nicht. Nur in der FAQ finden sich einige Angaben.

Ich habe einen Beitrag im Forum aufgemacht, in dem Kuflink Erfahrungen der Anleger ausgetauscht werden können. Dort auch gerne Fragen stellen. Soweit ich kann werde ich versuchen diese zu beantworten.