In der realen Welt trägt sozialer Druck durch Gruppen (engl. peer pressure) wie Verwandte, Nachbarn, Kollegen dazu bei, dass eingegangene Verpflichtungen eingehalten werden um einen Gesichts- und Ansehensverlust zu vermeiden.
Die Übertragung dieses Ansatzes auf Geschäftsmodelle wie bei Prosper erscheint zunächst paradox, sind doch alle Mitglieder bei Prosper anonym.
Dennoch versucht Prosper durch verschiedene Ansätze auch in der virtuellen prosper Welt peer-pressure aufzubauen.
- Gruppen: Von Prosper gedacht um Mitglieder mit gleichen Interessen zusammenzuführen (z.B. auf religiöser, ethnischer, beruflicher, schulischer oder Interessensbasis). In der Praxis ist aber äußerst umstritten ob dieser Ansatz funktioniert. Der ursprüngliche Gedanke war vermutlich auch marketing-getrieben. Personen, die sich kennen sollten ihren Bekanntenkreis zu ihrer Gruppe bei Prosper einladen. Tatsächlich basieren nur sehr wenig Gruppen auf dieser Grundlage.
Die meisten Gruppenchefs (engl. group leader) werben neue Mitglieder über das Internet, kennen diese also nicht persönlich.
Auch die Funktion des vetting, das heisst das pre-screening eines Kreditantrags eines Gruppenmitglieds durch den Gruppenchef und der diesem zugrunde liegenden Dokumente (wie z.B. Gehaltsnachweis) wird mit sehr unterschiedlicher Intensität durch die verschiedenen Gruppenchefs durch geführt.
Da Gruppenchefs Prämien (group rewards) für in ihrer Gruppe entstehende Mitglieder bekommen können haben sie teils sehr unterschiedliche Motivationen.
Zudem erhöhen diese Prämien die Zinsraten der Kreditnehmern, außer wenn die Gruppe zu einer erhöhten Nachfrage durch die Kreditgeber und damit zu sinkenden Zinsgeboten für den Kreditnehmer führen.
Der Nutzen von Gruppen zur Minimierung des Forderungsausfalls ist unter den Nutzern von Prosper sehr umstritten (umfangreiche Diskussion hier).
Eine wissenschaftliche Auswertung ermittelte, dass eine Mitgliedschaft in einer Gruppe die Chancen eines Kreditabschlusses geringfügig (2,73%) gegenüber einem Kreditantrag ohne Gruppe erhöht - Endorsements
Endorsements sind Empfehlungstexte anderer Mitglieder. Zunächst konnten nur Gruppenchefs bei Prosper Endorsements für Kreditanträge schreiben. Die wissenschaftliche Auswertung wies nach, dass ein solches Endorsement die Chancen eines Kreditabschlusses stark erhöhte. Seit Anfang Februar kann jedes Mitglied ein Endorsement für ein anderes Mitglied schreiben. Allerdings ist es ein Trugschluß von der reinen Anzahl der Empfehlungstexte auf die Qualität des Kreditantrages zu schließen wie hier, hier und hier erörtert wird.
Inzwischen ist es zu einer erheblichen Inflation von Endorsements gekommen. - Friends
Jedes Mitglied kann beliebig viele Freunde benennen. Friends werden im Falle eines Forderungsausfalls benachrichtigt. Auch dieses Feature wurde erst im Feb. 2007 eingeführt mit dem Ziel sozialen Druck auszuwirken.
Much like group leaders, friends are notified in case of a borrower’s delinquency. So a borrower with more friends on Prosper (especially friends whose identity has been verified) should be subjected to a lot more social pressure to make a payment than one with no connections at all.
Auch hier erscheint zweifelhaft ob dies tatsächlich zur Minderung des Ausfallrisikos beiträgt. Langfristig bietet sich hier jedoch ein Ansatz um eventuell durch Erkennung von Vernetzungsmustern Bereiche mit geringeren Ausfallraten zu identifizieren und gezielt auf solche Kreditanträge zu bieten.
Andere Plattformen wie Zopa oder Boober setzen solche Elemente (noch) nicht ein. Allerdings hat Zopa in der Vergangenheit Schritte unternommen um die ‚anonyme Masse‘ von Kreditnehmern mit mehr humon touch zu versehen und somit emotional greifbar zu machen. Dies spiegelte sich aber mehr in Layout (neuer Webauftritt) und Außenkommunikation als in tatsächlichen Nutzerfunktionen.