Lohnt sich das Investieren in Immobilien jenseits des Schnitzeläquators?

Österreich ist ein sympathisches Land. Beim Sommerurlaub in Kärnten oder Tirol mit der Familie in den Bergen entspannen. Oder im Winter in einem der 400 Skigebiete die tiefverschneiten Alpen genießen. Dann sind da noch die Weinanbaugebiete im Burgenland. Wenn ich jetzt Mozartkugeln und Sissifilme erwähne, zerhau ich mir wahrscheinlich meine ausgefeilte Anmoderation. Zumindest letzteres gehört aber definitiv zu meinen Kindheitserinnerungen und vielleicht geht es euch ja ähnlich.

Aber in Österreich in Immobilien investieren? Von vielen Entwicklungen im Nachbarland bekommen wir Deutschen im Allgemeinen nicht so viel mit. Und so hat sich auch – von uns relativ unbemerkt – eine interessante Crowdinvesting Landschaft etabliert, die ich euch hier kurz vorstellen möchte.

Abb. 1: Urlaubsidylle in Hallstatt (Bild von Julius Silver von Pixabay)

Herausragende Immobilien und Architektur gehören zur Kultur in Österreich: Natürlich die Hauptstadt Wien mit dem Stephansdom und dem Schloss Schönbrunn. Graz rühmt sich sogar der größten mittelalterlichen Altstadt Europas. Und wer hätte gedacht, dass das Älteste Restaurant Mitteleuropas in Salzburg steht und immer noch betrieben wird? Das St. Peter Stiftskulinarium wurde im Jahre 803 erstmals urkundlich erwähnt. (Quelle: Wikipedia).

Aber nicht nur Kulturinteressierte finden Gefallen an österreichischen Immobilien. Auch für Investoren kann es lukrativ sein. Hier kommen drei Gründe, warum das Investieren in Österreich über Immobilien Crowdinvesting auf jeden Fall einen Blick wert ist:

1. Rendite

Die erste Frage vieler Investoren zielt logischerweise auf die Rendite ab. Wie schneidet der österreichische Markt im Vergleich zu unserem Heimatmarkt ab? Der durchschnittliche Zinssatz aller Crowdinvesting Immobilienfinanzierungen mit Standort Österreich liegt mit 6,68 Prozent merklich höher als in Deutschland mit 5,65 Prozent (Zahlen von 2018;  Quelle: Crowdinvest Immobilien-Report 2019).

Und obwohl in vielen Bereichen und Märkten des Crowdinvesting die Renditen über die Jahre kontinuierlich sinken, ist dies in Österreich nicht der Fall. Das mag daran liegen, dass der Immobilien Crowdinvesting Markt in Österreich später an den Start ging als in Deutschland, aber de facto sieht es so aus:

Abb. 2: Durchschnittliche Verzinsung österreichischer Projekte von 2015 bis 2018 (Quelle: Crowdinvest Immobilien-Report 2019)

Die Rendite steigt also im Jahresvergleich an. Und selbst die deutschen Portale, die Projekte zum Beispiel in Wien finanzieren, winken dabei mit höheren Renditen als bei ihren Projekten in Deutschland.

2. Plattformen und Track-Record

Projekte in Österreich werden hauptsächlich über die dortigen Plattformen angeboten. Die Top-5 Plattformen – bezogen auf die Anzahl der bisher erfolgreich finanzierten Projekte – sind: Dagobertinvest*, Home Rocket, Rendity*, Immofunding und Reval. Aber auch Anbieter mit Standort in Deutschland bieten immer mehr Projekte in Österreich an, so zu finden zum Beispiel bei Exporo* oder Bergfürst*. Wie sieht die Erfolgsbilanz der Plattformen in unserem Nachbarland aktuell aus?

Abb. 3: Track-Record der Top-5 Plattformen in Österreich nach Anzahl zurückgezahlter und aktiver Projekte

Mit insgesamt 225 finanzierten und bisher 44 zurückgezahlten Projekten der Top-5 Plattformen ist der Markt natürlich wesentlich kleiner als in unseren Landen. Da Österreich jedoch auch nur ungefähr ein Zehntel der Einwohner von Deutschland hat (8,8 Millionen im Vergleich zu 82,8 Millionen), ist das schon ganz ordentlich.

Es gibt Stand heute kein einziges ausgefallenes Projekt. Da der Markt noch jung ist, wird natürlich erst die Zukunft zeigen, ob und wie lange die Weste weiß bleibt. Wie sieht es mit verspäteten Zins- oder Tilgungszahlungen aus? Zum Stichtag 05.06.2019 wurde Zahlungsverzug zu 4 Projekten gemeldet (Quelle: Crowdinvest Immobilien-Report 2019). Es ist nicht ungewöhnlich, dass solche verspäteten Zahlungen bei Immobilienfinanzierungen auftreten und dies weist nicht automatisch auf eine akute Ausfallgefährdung des Projekts hin. Es sei jedoch noch einmal ausdrücklich erwähnt, dass beide Zahlen zu ausgefallenen und verspäteten Projekten mit Vorsicht zu genießen sind. Die Plattformen in Österreich kommunizieren Probleme in Projekten nicht so transparent wie man sich das als Investor oder potentieller Investor wünschen würde. Damit befinden sich diese Anbieter in guter Gesellschaft, denn auch die deutschen Plattformen publizieren gerne ihre Erfolge, jedoch sehr ungern die Problemfälle. Auch wenn das aus Sicht der Plattform verständlich ist, um neue Investoren nicht zu verschrecken, wäre es wünschenswert, sie würden sich ein Beispiel an der baltischen Plattform Estateguru nehmen, die auf ihrer eigenen Statistikseite klar und deutlich verspätete und ausgefallene Projekte ausweist. Unterm Strich bleibt jedoch trotzdem die Null stehen, wenn es um Projektausfälle geht.

3. Projekte

Die Mehrheit der Projekte befindet sich direkt in der Hauptstadt Wien oder im Wiener Speckgürtel, aber auch in Graz  und Salzburg. Während in Deutschland immer mehr Projekte mit verschiedenen Nutzungsarten über die Crowdplattformen finanziert werden, wie zum Beispiel Büro, Gewerbe oder Hotels, sind die Portale in Österreich fast ausschließlich auf Wohnimmobilien fokussiert. Als Finanzierungsmodell wird beim Großteil der Projekte ein Nachrangdarlehen angeboten. Das Projekt- und Finanzierungsvolumen ist im Allgemeinen kleiner als hier bei uns. Oftmals beinhaltet ein Projekt nur einige wenige Wohneinheiten. Das können zum Beispiel zwei Doppelhäuser sein oder sechs Reihenhäuser oder auch ein Apartmenthaus mit zehn Einheiten. Der Schwerpunkt liegt hier bei bezahlbarem Wohnraum für Normalverdiener und liegt daher nicht im Luxussegment. Für mich persönlich passt das genau in mein Portfolio, da ich davon ausgehe, dass sich für solche Immobilien leichter Käufer finden lassen. Ob das für euch interessant ist, müsst ihr natürlich selber bewerten.

Fazit

Für Investoren in Immobilien Crowdinvesting ist Österreich ein interessanter Markt. Die Rendite liegt mit durchschnittlich 6,68 Prozent deutlich über den Angeboten in deutschen Landen. Die Plattformen in der Alpenrepublik warten mit einer makellosen Erfolgsbilanz auf – es gibt bisher keine Ausfälle zu beklagen. Der Fokus der Projekte liegt auf bezahlbarem Wohnraum in den Ballungsgebieten. Als Diversifikation zu den etablierten europäischen Märkten in Deutschland, Frankreich und dem Baltikum kann dies ein guter Baustein im Portfolio werden.

Könnte das ein Baustein für euer Portfolio werden? Oder habt ihr schon Erfahrungen mit Projekten in Österreich? Ich freue mich auf euer Feedback in den Kommentaren oder im Forum.

3 Gedanken zu „Lohnt sich das Investieren in Immobilien jenseits des Schnitzeläquators?“

  1. Lieber David
    Besten Dank für den spannenden Artikel. Schon alleine wegen dem tollen Foto bekomme ich Lust
    „Jenseits des Schnitzeläquators“ anzulegen…

    Mich persönlich haltet einfach der grosse Aufwand ab, um in zig P2P-Plattformen zu investieren. Muss ja alles irgendwie gemanagt werden und dies kostet Zeit. Ich habe deshalb vermehrt mir wieder Aktien angeschaut, welche in Immobilienbereich tätig sind. Aber ist mir schon klar: Wir sind hier auf „P2P-Kredite“

    Nochmals thanks für den Artikel. Behalte ich sicherlich mal im Hinterkopf.

  2. Hallo Lemon,

    vielen Dank für deinen positiven Kommentar. Hallstadt ist wirklich ein besonderes Dorf – die Chinesen haben sogar eine Kopie davon in der Provinz Guangdong nachgebaut – inklusive Kirche und See …

    Ich habe natürlich auch Aktien-ETFs in meinem Portfolio; mit einem Anlagehorizont von mindestens 10-15 Jahren. Für mich ist Immo Crowdinvesting insbesondere wegen der Laufzeit so interessant, da die Crowd-Projekte im Durchschnitt ja nur knapp 2 Jahre laufen. In diesem mittelfristigen Bereich tun sich nicht so viele vernünftige Alternativen auf, die eine solide Rendite bringen. Früher waren das Festgeld o.ä. Bankprodukte, doch nach 10 Jahren in der Niedrigzinsphase gehen die Renditen dort ja gegen Null.

    • Lieber David
      Gute Überlegung betreffend den Zeitachsen innerhalb dem „Immobilienbereich“. Ich muss definitiv meine Strategien mittelfristig überdenken resp. -arbeiten. Die Niedrigzinsphase zwingt (leider) zu mehr Aufwand…

      Und Themen wie „bezahlbarer Wohnraum“ finde ich sehr spannend. Nochmals herzlichen Dank!

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