Mein Invest in Bondora Kredite – aktueller Stand & Experimente mit Bondora+ Krediten

Ende 2012 hatte ich begonnen via Bondora* (hieß damals noch Isepankur) Geld in private Kredite zu investieren. Meinen letzten Statusbericht habe ich vor 4 Monaten veröffentlicht. Bis heute habe ich 13.000 Euro eingezahlt und nach und nach dann auch angelegt. Dabei wird die Anlage in sehr viele Kredite an private Kreditnehmer gestreut – dadurch sinkt das Risiko, falls einzelne dieser Kreditnehmer diese privaten Kredite nicht zurückzahlen können. Die meisten der Kredite in die ich investiert habe, haben Laufzeiten zwischen 36 und 60 Monaten.

Wie in Abbildung 2 zu sehen ist, habe bisher 3.290 Euro Zinsen (inkl. Verzugszinsen) erhalten. Laut der Anzeige von Bondora entspricht das einer Rendite von 27,8%.  Derzeit sind 3,7% (811 Euro) meines Portfolios mehr als 60 Tage überfällig. Dieser Anteil ist in den letzten Monaten weiter gestiegen. 5,5% (1.208 Euro) meines Portfolios sind unter 60 Tage in Verzug (vgl. Abbildung 1). Auch dieser Anteil ist im Vergleich zum letzten Erfahrungsbericht gestiegen. Häufig zahlen Kredite, die weniger als 60 Tage in Verzug sind nach einiger Zeit verspätet nach.


Abbildung 1: Status der Kredite in meinem Portfolio

Im Moment ist fast kein nicht investiertes Geld auf dem Account. Der verfügbare Bargeldbestand liegt bei 24 Euro.


Abbildung 2: aktueller Kontostand

Experimente mit Bondora+

Anfang April hat Bondora Kredite eingeführt, die Bondora+ getauft wurden. Diese richten sich an erfahrenere Anleger, da sie mit erhöhten Ausfallrisiken verbunden sind – demzufolge muss jeder Anleger vor dem ersten Gebot auf einen Bondora+ Kredit bestätigen, dass er sich des erhöhten Risikos bewusst ist. Zudem werden die Bondora+ Kredite nur manuell beboten. Die Investmentprofile mit den automatischen Geboten werden hierauf nicht angewendet.

Das erhöhte Risiko resultiert unter anderem dadurch, dass Bondora bei Bondora+ Krediten nicht so eine umfangreiche Prüfung des Kreditantrages vornimmt. Hauptunterschied ist, dass der Kreditnehmer keine Bankunterlagen seines Girokontos der letzten Monate vorweisen muss. Im Austausch für das höhere Risiko kommen Bondora+ Kredite zu einem höheren Zinssatz auf den Markt.

Hmm, neues Produkt, was mache ich nun damit? Nun wie immer reizte mich das Neue zum Ausprobieren und Erfahrungen sammeln. Ich habe also erst sehr selektiv auf einzelne Bondora+ Kredite geboten. Schnell merkte ich, dass diese sich sehr gut mit Aufschlag auf dem Zweitmarkt weiterverkaufen ließen.

Das hat mich dann gereizt im größeren Umfang mit Bondora+ Krediten zu experimentieren. Tatsächlich habe ich bei diesen Krediten von einer Anlagestrategie auf eine Handelsstrategie gewechselt. Klar sein muss, dass diese Strategie um ein Vielfaches riskanter ist, als „normale“ Geldanlage bei Bondora, denn ich tat genau das, was eigentlich vermieden werden sollte – größere Summen in einzelne Kredite investieren. Damit entsteht natürlich ein Klumpenrisiko. Investiert habe ich gestückelt in Teile zwischen 10 und 50 Euro, um den Weiterverkauf zu erleichtern.

Meine Risikoüberlegungen waren:

  1. Solange alle Kreditanteile vor dem ersten Tilgungszeitpunkt weiterverkauft werden können, trage ich de facto kein Ausfallrisiko
  2. Ich muss die maximal offene Position gut überwachen – sowohl auf Einzel-Bondora+Kredit-Ebene wie in Summe aller Bondora+ Kredite (waren bei mir rund 2.000-3.000 Euro)
  3. Einer der Kernfaktoren für die Wirtschaftlichkeit ist die Frage, wie schnell sich Bondora+ Anteile weiterverkaufen

Ein erstes Fazit ist: es war faszinierend und ich habe viel gelernt. Gelernt habe ich unter anderem:

  • Alle Kreditanteile aus der Anfangszeit (ich habe keine aus April mehr im Portfolio) konnten weiterverkauft werden mit 3 bis 5 Prozent Aufpreis
  • Es ist (mir) nicht möglich zu prognostizieren wie lange ein Kreditanteil in meinem Portfolio sein wir – manche lagen da nur Stunden, die meisten mehrere Tage – manche Wochen
  • Auch aus Kreditmerkmalen kann ich nicht schließen, wie diese die Attraktivität für Käufer beeinflussen – allerdings verkauften sich estnische Kreditanteile einen Tick besser als spanische oder finnische
  • Der Betrag der Kreditanteile spielt keine große Rolle (zumindest in den Dimensionen in denen ich experimentiert habe). D.h. auf 45 Euro Anteile verkauften sich nicht schlechter als 10 Euro Anteile
  • Das Ganze hängt von sehr wenigen Käufern ab. Zwar geht immer wieder mal ein Anteil an einen „Gelegenheitskäufer“. Entscheidend waren aber Käufer, die mir auf einen Schlag 10 oder gar 20 Anteile desselben Kredites abgekauft haben.

Abbildung 3: Stichprobe der verkauften Kredite (Invest Anfang Mai). Deutlich zu sehen, ist wie unterschiedlich die Haltedauer der Bondora+ Kredite bis zum Verkauf auf dem Zweitmarkt ist.


Abbildung 4: Wie meine Account Summary zeigt, erfolgten die Verkäufe der Bondora+ Kredite häufig schubweise in Blöcken mehrerer Anteile

Es ist schwer zu sagen, ob ich den Handel mit Bondora+ Kreditanteilen weiterführen kann, oder ob das Risiko, dass diese unverkäuflich sind, dieses unmöglich macht. Seit letzter Woche scheint es (zumindest temporär) mehr Angebot als Nachfrage nach Bondora+ Krediten zu geben. Bedeutet, dass in den letzten Tagen nur sehr wenige der Anteile, die ich bereits im Portfolio hatte, Käufer fanden. Ich kenne einzelne Investoren, die zwar auch mit Anteilen handeln wollen, aber von vorneherein die Möglichkeit in Betracht gezogen haben, die Anteile auch über 2 oder 3 Rückzahlungstermine hinweg im Portfolio zu halten. Die können Nachfrageeinbrüche natürlich eher aussitzen als ich. Andererseits sind es noch Wochen bis zum ersten Rückzahlungstermins eines Bondora+ Kredites in meinem Portfolio. Bis dahin kann noch viel passieren. Spannende Zeiten.

Neue Bietreihenfolge und Warteschlange

Anfang Mai hat Bondora auf einen neuen Bietmechanismus umgestellt. Bondora hat die Änderungen sehr schlecht kommuniziert und am Ende die Mehrheit der Nutzer verwirrt. Sieht man auch an dieser und dieser Diskussion hier im Forum. Wichtig für das Verständnis ist aus meiner Sicht:

  1. Es gibt nicht die eine Warteschlange, sondern ganz ganz viele, nämlich für jede Kombination aus Land (z.B. EE), Bonität (z.B. A1000) und Zinssatz (z.B. 26%) eine.
  2. Ausschlaggebend idafür welche Warteschlange angewendet wird, ist nicht das eigene Profil, also z.B. EE A800-A1000, 23%, sondern die Parameter des Kredites auf den es angewendet würde, also z.B. EE1000, 26%.
  3. Die Schlangen werden auf Userlevel und nicht auf Investmentprofillevel bewertet. Daher bringt es keine Vorteile mehrere überlappende Profile zu unterhalten oder Profile zu löschen und neu anzulegen (nach Aussage von Bondora)

Bisher haben sich die Fragen der Nutzer zum neuen System nicht wirklich gelegt. Möglicherweise ist es, auch wenn es einigermaßen ausgewogen ist, einfach zu komplex für den Einsatz auf einem P2P Kreditmarktplatz.

Haben Sie Erfahrungen oder Fragen zum Thema Kredite von Privat an Privat bei Bondora? Jetzt einfach im Bondora Forum auf P2P-Kredite.com mit erörtern.


Abbildung 5: Aktuelle Statistiken zu meinem Account

4 Gedanken zu „Mein Invest in Bondora Kredite – aktueller Stand & Experimente mit Bondora+ Krediten“

  1. Mh, dass die Streuung der Investments das Risiko minimiert, wage ich mal stark zu bezweifeln. Du bekommst nur eine höhere Anzahl an unzuverlässigen Kreditnehmern, aber das Ausfallrisiko (bzw. die Reduktion der Rendite durch Ausfälle) bleibt im Durchschnitt gleich (hoch).

    Und die angegebene Rendite von 27% existiert ja erst mal nur auf dem Papier. Erst wenn alle Kredite abgezahlt (oder ausgefallen) sind und du dir alles zurück auf dein Konto überweisen lassen hast, kannst du sagen was du verdient hast. Wenn man immer wieder reinvestiert (Zinsenszins!), bleibt das Geld bei Bondora bzw. bei unsicheren Zahlern.
    Ich würde mir an deiner Stelle monatlich die Hälfte der Gewinne auszahlen lassen, statt immer weiter zu reinvestieren. So bekommst du zumindest einen Teil deines Geldes tatsächlich wieder.

    Ich spreche aus Erfahrungen mit Auxmoney… Bondora hat zwar bisher gut funktioniert, aber man spielt mit dem Feuer, besonders bei 60 Monaten Laufzeit. Es reicht ja, dass der Kreditnehmer im 3. Jahr schlapp macht, und schon ist deine Rendite negativ; das wirst du aber erst dann merken ;-)

  2. Hi Arne,

    viele Argumente sind richtig.
    Streuung auf möglichst viele Kredite ist bei P2P Krediten schon wichtig (am besten mehr als 100 oder 200 verschiedene). Zwar sinkt nicht das Gesamtrisiko, aber die Chance dass Du wenige Ausreißer hast und damit eine starke Abweichung vom Durchschnitt sinkt schon.
    Dass die Bondora+ Kredite ein stark erhöhtes Risiko aufweisen hatte ich ja oben geschrieben.
    Die 27% stehenerst mal nur als Buchgewinn dar – richtig. Aber selbst wenn ich unterstelle, dass ich die 14.351 Euro current Kredite, sofort und mit 2% Abschlag auf dem Zweitmarkt verkaufe (sollte gar kein Problem sein, weil alle hochzinsig und current) dann hätte ich sofort 14.060 Euro. Bei nur 13.000 eingezahlt. Und das breücksichtigt NICHT die 2.000 aus overdue und 60+ days und die reserved investments.
    Sinn im Auszahlen der Hälfte der Gewinne sehe ich derzeit nicht. Was mache ich dann damit? Zu 1% auf dem Tagesgeldkonto anlegen?

    Zu den Ausfallraten. Bei Bondora ist der Höhepunkt der Ausfälle nach rund 10-20 Monaten Kreditlaufzeit erreicht. Danach geht es – durch Eintreibungen im Inkasso – nach unten. Siehe
    https://www.p2p-kredite.com/diskussion/grafiken-ausfallraten-2009-2012-t2028.html

  3. Bei der Betrachtung bleiben die auf die Zinsen in nicht unerheblichen Umfang zu zahlenden Steuern. Ich teste Bondora ebenfalls seit Ende 2012 und bin mittlerweile skeptisch, ob da unter dem Strich risikoadäquat was hängen bleibt, insbesondere wenn man investiert statt handelt.

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