MYC4 – Operative Probleme in der Umsetzung

Seit knapp 2 Jahren nutze ich MYC4* um Kredite an Kleinunternehmer in Entwicklungsländern zu vergeben (siehe meine früheren MYC4 Artikel).

In diesem Jahr zeigt sich, dass die operativen Probleme eine Dimension erreicht haben, die weiteres Wachstum hemmen. Alle Provider (lokale Partner von MYC4 in den afrikanischen Ländern) verzeichnen hohe Kreditausfallraten. Zur Erhöhung der Kreditrisiken trägt aber nicht allein die Weltwirtschaftskrise bei, denen die fragilen afrikanischen Volkswirtschaften hilflos ausgeliefert sind. Denn Kiva* zeigt, dass es auch in diesen Zeiten möglich ist Mikrokredite bei geringen Ausfallraten zu vergeben.

Eines der Hauptprobleme ist, dass die Provider bei MYC4 keine oder nur geringe Erfahrungen in der Mikrofinanzierung haben. Die Aufgabe nicht nur ein so komplexes Konstrukt wie MYC4 mit einem kleinen Team aufzubauen, sondern parallel noch den Know-How Aufbau der lokalen Partner zu unterstützen war wohl zu ehrgeizig.

Ich halte die Idee von MYC4 weiterhin für gut, aber die operative Umsetzung führt zumindest bei MYC4 derzeit eher in die Stagnation als in die Evolution. Ein Provider schildert in seinem Blog sie seien fast ausschließlich mit der Eintreibung der Rückzahlungsraten beschäftigt, Kreditneugeschäft zu generieren sei daneben nicht möglich.Nach außen sind auch wenig Fortschritte in der Entwicklung der Plattform erkennbar. Eine positive Meldung Anfang Juni war, dass MYC4 die nicht angelegten Anlegerguthaben jetzt rechtlich in eine Stiftung getrennt hat und somit diese nach eigener Aussage im Fall eines Scheitern des Unternehmens gesichert seien.

Die Diskussion der Anleger im MYC4 Forum hat sich im Laufe der Zeit auch gewandelt. Herrschte am Anfang Aufbruchsstimmung oder gar Enthusiasmus so mehren sich die kritischen Nachfragen und Kommentare.

Viele Anleger sind durch Währungsverluste und erhebliche Zahlungsausfälle bzw. -verspätungen betroffen. Dabei ist es schwer die eigene Situation in Zahlen zu fassen, da einerseits das Reporting von MYC4 nicht sehr übersichtlich ist, andererseits bei manchen Krediten keine Rückmeldung der Provider zum aktuellen Status vorliegt.

Während icph letztes Jahr noch Gewinne hatte, zeigt mein Konto aktuell diesen Stand für 2009:

65 Euro Zinsen stehen 11 Euro Steuern, 264 Euro Zahlungsausfälle und 19 Euro Währungsverluste gegenüber. Allerdings ist es nicht einfach Schlüsse aus diesen Zahlen zu ziehen. Ein Teil der Ausfälle wird aufgrund der Garantien von MYC4 für bestimmte Kredite in der Elfenbeinküste erstattet werden. Weitere Kredite werden aber noch ausfallen, die im Moment in Verzug sind. Seit dem Start von MYC4 gerechnet bin ich vermutlich moderat im Minus. Dabei habe ich meist zu relativ hohen Zinsen angelegt. Mein durchschnittliche Anlagezins liegt bei 14,4% (verglichen zum allgemeinen Durchschnitt der Anleger, der bei 13,1% liegt).

Momentan reinvestiere ich kaum noch. Rückzahlungen werde ich überwiegend auf mein Bankkonto zurück transferieren.

3 Gedanken zu „MYC4 – Operative Probleme in der Umsetzung“

  1. Die Entwicklung ist wirklich ein Jammer, weil myc4 im Vergleich zu kiva eigentlich das bessere, weil nachhaltigere Konzept betreibt.

    Evtl. ist dies ein Indikator für den von Stauffenberg beschriebenen Verdrängungswettbewerb (link:http://tinyurl.com/stauff) ?

    Große Geldgeber mit quasi kostenlosem Kapital (kiva, Entwicklungshelfer) suchen sich etablierte Field-Partner im Süden und geben ihnen günstiges Geld. Mit diesem Geld können die Field Partner vor Ort das attraktivste Angebot machen und sich also die „besten“ Kreditnehmer auswählen.

    Für die Field Partner, die sich teuer am Kapitalmarkt (oder über myc4) refinanzieren, bleiben dann nur noch die Kreditnehmer über, die bei den Stars nicht unterkommen…

  2. Gute Zusammenfassung. Ich hatte noch etwas höhere Ausfälle (relativ zum investierten Vermögen, was niedriger ist), glaube aber ehrlich gesagt allmählich nicht mehr daran, dass die innerhalb eines akzeptablen Zeitraums zurück in die Spur finden. Mittlerweile wirkt da vieles einfach recht inkompetent auf mich. Und dass das „Beta“ heißt, ist für mich auch nicht wirklich eine Entschuldigung dafür, dauerhaft Anlegergelder zu verbrennen.

  3. Für mich kommt noch der Punkt der völlig unterschiedlichen Internetseiten zusammen. Bei einem Invest bei KIVA bin ich sofort über alles relevante informiert und die Seite ist sehr aufgeräumt und klar.
    Nach der Auszahlung des Kredits sehe ich direkt die Information wann, wieviel zurück geflossen ist.
    Bei myC4 sehe ich das nicht so. Ich komme mit der Seite nicht wirklich zurecht. Nachdem ich versucht habe das Geld dort unter zu bekommen (oft ablehnung, weil der durchschnittszins sehr niedrig ist/war) finde ich in summe wenige Informationen.

    Also irgendwie ist es komisch.
    Obwohl ich bei C4 Zinsen bekomme, habe ich mehr Geld bei kiva investiert (ca verhältnis 2 zu 1) und die nächsten invests gehen auch zu kiva.
    Und das obwohl ich eigentlich ein Ökonom bin… (wenn das meine leute wüßten, dass ich lieber zinsfrei anlege) :)

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