Eindrücke von der Finfellas Konferenz in Riga

Ich bin zurück aus Riga. Dort war ich von Dienstag bis Freitag anlässlich der Finfellas Riga 2023 Konferenz. Die Konferenz für jemanden zusammenzufassen, der nicht dabei war, fällt mir diesmal sogar noch schwerer als bei der Vorgängerkonferenz vor vier Jahren. 4 Jahre sind vergangen in denen viel passiert ist. Corona natürlich, aber auch andere Ereignisse, die völlig unerwartet kamen (Black Swan Event) wie der russische Angriff auf die Ukraine. Ich verspürte bei aller Zuversicht und Optimismus auch ein gewisses Aufatmen, dass diese Krisen überstanden wurden und nicht zum Kollaps führten.

p2p konferenz riga hurra wir leben noch

Aber halt. Das klingt ja schon nach Analyse. Einsteigen sollte ich beim Anfang.

Für den Mittwoch vor der Konferenz hatte ich diverse Termine bei verschiedenen Plattformen geplant um mich in Gesprächen mit dem Management über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten. Das war etwas hektisch. Zwar ist Riga nicht gross, aber die Büros liegen doch etwas über die Stadt verteilt. So bin ich dann mit Ruftaxis von Bolt von Termin zu Termin gefahren. Ein Ei gelegt habe ich mir durch mangelnde Sorgfalt. An einer Adresse stand ich plötzlich ohne dass ein Büro oder ein Eingang zu sehen war. Kontakt mit der Plattform ergab, dass ich in der falschen Strasse gelandet war. Es gab eine zweite Strasse mit fast gleichem Namen in Riga und bei mir fehlte das „Maza“ für „Klein“. Also immer schön aufpassen, ob das Autovervollständigen auf dem Smartphone wirklich das gewünschte liefert und nicht etwas sehr ähnliches. Aber machte dann nichts. Ein Bolt und 15 Minuten Verspätung später war ich dann doch am richtigen Ort.

Am Mittwoch abend konnten sich dann die ersten Konferenzteilnehmer bei der Preparty auf der Büroterrasse von Viainvest warmlaufen. Wobei warmlaufen leider ironisch ist, denn obwohl der Tag super sonnig gewesen war, war es abends kalt und sehr windig. Drinnen lief das Networking aber super und es wurden Erfahrungen, News, Ideen und natürlich Klatsch ausgetauscht.

Am Donnerstag startete dann die Konferenz in einer m.E. sehr gut gewählten Veranstaltungslocation. Überhaupt war die Konferenz sehr gut geplant und organisiert. Geboten wurde eine Mischung aus Vorträgen, Panel Diskussionen, Demos und natürlich das wichtigste die informellen Gespräche in den Kaffeepausen. Ausserdem gab es zwei Bereiche mit Messeständen. Die meisten baltischen P2P Kredite Plattformen waren da, dazu Kreditunternehmen (loan originators), Dienstleister, Vertreter der Regulierungsbehörde und von Finanzinstituten sowie Blogger und Privatanleger. Wobei letztere diesmal im Vergleich zu 2019 deutlich in der Minderheit waren. Insgesamt würde ich die Teilnehmerzahl auf rund 250 bis 300 schätzen.

p2p konferenz riga finfellas 2023 panel

Mehrere der P2P Kredite Plattformen hatten ja im letzten Jahr die Lizenz der Regulierungsbehörde erhalten und so den Übergang aus dem lange Jahre unregulierten Geschäft in den regulierten Bereich vollzogen. So war eins der Hauptthemen auch die Vorteile die die Regulierung sowohl für Plattformen als auch für Anleger bringt, wie u.a. die Reduzierung der Betrugsrisiken, die Erhöhung der Transparenz durch verstärkte Informationspflichten oder auch die Verringerung des Risikos das Anleger in für ihre Bedürfnisse unpassende Produkte investieren.

Demgegenüber steht das die Erfüllung der Regulierungspflichten für Plattformen mehr Personal erfordert und somit die Kosten erhöht, was für sehr kleine Plattformen den Markteintritt erschwert. Insofern wird mit einer gewissen Konsolidierung gerechnet.

Wie schon geschrieben hat sich der Markt in den letzten 4 Jahren stark entwickelt und verändert, manche Diskussionen sind aber nahezu unverändert. Wie können Kreditausfälle verhindert werden. Antwort: Kreditausfälle gehören einfach dazu. Wer keine Kreditausfälle hat, lässt Geschäft auf dem Tisch liegen weil er zu wenig Risiken eingeht. nur wer zu viele Kreditausfälle hat, hat versucht zu unkontrolliert zu wachsen. Und wer erwartet, dass es gar keine Kreditausfälle geben darf, für den ist es vielleicht nicht die richtige Anlageklasse.
Nichts Neues in dieser Diskussion also. Das wussten doch alle Anleger schon vor vier Jahren. Oder?

finfellas konferenz 2023 exhibition

Auch die Diskussion über „vereinfachte“ Anlageprodukte, also nur noch klicken und investieren (one-click investing, autoinvest) statt manuelles Investieren ist nicht wirklich neu, aber zugegeben der Trend geht noch eindeutiger als vor 4 Jahren in diese Richtung auch wenn es bei den Plattformen gewisse Lernkurven und Anpassungen in der Produktstrukturierung geben musste.

Thema war natürlich auch das derzeitige Zinsumfeld. Für die Plattformen ist es nicht ganz einfach bzw. nicht im vollen Umfang möglich die Zinsen für Anleger im selben Maß zu erhöhen wie der Leitzins gestiegen ist, denn damit würde das zugrundliegende Kreditrisiko auch deutlich ansteigen.

Insgesamt schauen die Plattformen optimistisch in die Zukunft.

Und ich bin auch optimistisch und hoffe dass die Konferenz auch 2024 wieder stattfindet. Bis dahin!

p2p finfellas konferenz demo

 

P2P Conference Riga – hochkondensiertes Destillat meiner Erkenntnisse

Letzten Freitag und Samstag war ich auf der P2P Conference* in Riga. Gepackte 2 Tage Präsentationen, Informationen, Gespräche, neue Leute, Fun, Klatsch und Tratsch, … . Über Konferenzen zu schreiben fällt mir immer schwer. Mein probates Mittel diesmal: 3 Tage sacken lassen und dann Mut zur Lücke. Was dann noch in Erinnerung ist, hat sich etwas strukturiert und ich kann es hier niederschreiben.

Rahmenbedingungen, Location, Ambiente

Die von Targetcircle organisierte Konferenz fand zum ersten Mal statt. Die Organisation war sehr gut und übertraf meine Erwartungen deutlich. Am ersten Tag gab es Präsentationen (Video dazu) und Stände von Plattformen. In relativ relaxter Atmosphäre konnten die geschätzt 350 bis 400 Teilnehmer sich austauschen und leckeres Catering und DJ Musik gab es zusätzlich. Die allermeisten Teilnehmer kamen aus Deutschland und dem Balitikum aber auch aus anderen Ländern waren einige angereist. Ganz überwiegend waren die Teilnehmer Repräsentanten von Plattformen, Privatanleger, Blogger und Youtuber. Abends gab es eine After Konferenzparty in einem Restaurant am Fluss. Der 2. Tag fand an einem Strand an einem See statt und es kam Urlaubsfeeling auf. Ich hab die meiste Zeit mit Gesprächen verbracht, es gab aber auch Wakeboarding, Standup Paddling und Volleyball und Boule.

P2P Conference Riga

Big News

Die wichtigste Nachricht auf der Konferenz war die Ankündigung von Mintos Invest & Access. Dazu gibt es inzwischen auch schon 12 Seiten Diskussionen im Forum.

Wohin steuern die lettischen Plattformen?

Als Trend zeichnet sich ab, dass sie versuchen, sich von einem P2P Kreditmarktplatz zu einer breiter gefassten Anlageplattform zu entwickeln. Deutlich zu sehen/hören ist dies bei Mintos* und Twino*. Aber auch bei der Viasms Gruppe (Viainvest*) und Grupeer* gibt es Entwicklungen in diese Richtung. Aus Sicht der Plattformen ein logischer Schritt, denn sie haben eine erhebliche Anlegerbasis aufgebaut, die an höher verzinsten Anlageklassen interessiert ist. Und die lettische Aufsicht hat die Plattformen wohl vor die Wahl gestellt: entweder beantragt ihr eine Banklizenz oder eine als Broker. Schon mehrere Jahre wird erwartet, dass im bisher unregulierten lettischen Markt eine Regulierung eingeführt wird. Nun will die Aufsicht wohl keine „extra“ p2p spezifische Regulierung einführen, sondern die Plattformen sollen eins der beiden vorhandenen Regimes wählen. Grupeer* und Robocash* brauchen sich nicht zu entscheiden, denn sie haben ja schon den formellen Unternehmenssitz nach Irland (Grupeer) bzw. Kroatien (Robocash) verlegt.

Ob die Anleger den potentiellen Schritt zu einer breiteren Produktpalette mitgehen werden, da bin ich noch etwas skeptisch. Ob wir wirklich in einigen Jahren auch Aktien oder ETF über einen heutigen P2P Kreditmarktplatz kaufen? Allerdings habe ich vielleicht hier zu sehr die deutsche Brille auf. Für einen Anleger aus Osteuropa, der vielleicht noch wenig Erfahrungen mit Direktbanken oder Internetbrokern hat, könnte das passen.

Die Immobilienplattformen

Vertreten waren u.a. Estateguru*, Bulkestate* und Reinvest24*. Aber natürlich haben auch andere Marktplätze wie Crowdestor*, Grupeer* oder Viventor* auch sehr oft Immobilienkredite. Bei Estateguru und Reinvest24 habe ich natürlich nach dem Stand bzgl. der schon lange angekündigten Zweitmärkte nachgefragt. Kadri von Estateguru sagte mir, dass sie fast fertig wären, es liefen die letzten Tests. Der Zweitmarkt soll noch im Juni live gehen. Ob Anleger dort nur zu par oder auch mit Auf- oder Abschlägen handeln könnte sei noch nicht entschieden. Tanel von Reinvest24 erläuterte mir zusammen mit einem Kollegen, dass sie die Plattform von Grund auf neu aufgesetzt haben um die Voraussetzungen für den Zweitmarkt zu schaffen. Auch dort soll er in Kürze live gehen.

Igor von Bulkestate* führte aus, dass P2P Kreditmarktplätze gerade zur richtigen Zeit in den baltischen Markt gekommen seien. Die Banken seien so mit sich selbst beschäftigt, aufgrund von AML Problemen, dass sie für Immobilienentwickler keine wirklich Option mehr seien, denn bis zu einer Entscheidung der Bank über einen Kreditantrag können 3 Monate vergehen. Er hob insbesondere die Wachstumsraten von P2P Immobilienmärkten in den letzten Jahren im Baltikum hervor.

Bei allem Optimismus und Wachstumsplänen ist aber im Hinterkopf zu behalten, dass der Markt für (Gewerbe-)Immobilien zyklisch sehr starken Schwankungen unterliegt. Ich hab mich auf der Konferenz auch mit einem Letten unterhalten der bisher sein  Vermögen in Immobilien (nicht über P2P sondern direkt) angelegt hat. Der sagte mir, aus seiner Sicht sei der Markt nahe am Höhepunkt und er würde gern sein Immobilien veräußern und stattdessen auf andere Anlageklassen umschichten (u.a. P2P Konsumentenkredite). Ähnlich denken übrigens viele Briten über den UK Immobilienmarkt (zumindest London & Südosten).

Die Sicht der Darlehensanbahner

RigaFür mich sehr interessant war, dass Vertreter/Chefs mehrerer Mintos Darlehensanbahner anwesend waren. Mit denen hatte ich vorher keinen Kontakt. Ich hab zwei ausgefragt. Mein Eindruck ist, dass sie immer noch dabei sind zu verstehen, was sie mit dem neuen Channel machen können und wie sie ihn am Besten nutzen können. So stellt sich für sie beispielsweise die Frage, ob sie direkte Marketing (auch ausserhalb der Mintos Plattform) mit Ziel Anleger machen sollen oder das weiter ausschließlich Mintos überlassen sollen. Also quasi die Aufmerksamkeit für ihr Brand gegenüber der der vielen anderen Anbahnern auf Mintos zu erhöhen.

Ich habe auch mit 2 Kreditgebern gesprochen, die noch kein P2P machen aber überlegen, ob das zur Refinanzierung für die interessant wäre. Der eine ist seit Jahren in der Leasingfinanzierung für gebrauchte Maschinen für SMEs in der Ukraine. Seine Finanzierung bekommt er bisher von ukrainischen Banken. Für weiteres Wachstum hätte er gerne zusätzliche Finanzierungsquellen. Er erwägt seine Kredite auf Mintos zu listen, findet das aber ziemlich teuer. Die Alternative ist einen eigenen Marktplatz zu starten. Klassische Make or Buy Entscheidung also. Beides hat Vor- und Nachteile. Bei Mintos wäre direkt eine hohe Reichweite gegeben und aus meiner Sicht bessere Prognostizierbarkeit des Absatzes. Ein eigener Marktplatz hätte mehr Vorlauf, höheres Risiko hinsichtlich der Akzeptanz, andererseits böte er langfristig mehr Kontrolle und geringere Transaktionskosten.
Der zweite stand bzgl. P2P noch ganz am Anfang. Gut laufendes Geschäft mit Krediten in Pfandleihhäusern in Russland. Aber noch am Ausloten, welche Möglichkeiten P2P Marktplätze für sein Geschäft überhaupt bieten würden.

Die Sicht der Anleger

Die Anleger sind vor allem zur Konferenz gekommen um sich aus erster Hand zu informieren und um die Chance zu nutzen direkt mit Repräsentanten der Marktplätze zu reden und Fragen zu stellen. Und der Austausch mit anderen Anlegern ist sehr interessant. Wenn ich so überlege worüber wir gesprochen habe, dann fallen mir vor allem ein:

  • das neue Mintos Invest & Access Produkt und was es für die Zukunft bedeuten könnte
  • Auswahlkriterien für die Entscheidung auf welchen Marktplätzen investiert wird
  • Anlagestrategien
  • Risikobewertung und mögliche Folgen eines Ausfalls eines Marktplatzes/Anbahners

Ich fand es besonders interessant mich mit Anlegern und Bloggern aus anderen Ländern zu unterhalten und zu hören wie P2P Kredite in ihren jeweiligen Ländern wahrgenommen werden. Auch wenn P2P Kredite in Deutschland noch ziemlich unbekannt als Anlageklasse sind, in anderen Ländern (wie z.B. Portugal, Niederlande, Italien, Ungarn) werden sie noch seltener wahrgenommen oder genutzt. Und das Thema Steuern beschäftigt nicht nur deutsche P2P Anleger sondern ist auch in anderen Ländern Grund für viele Fragen. Wobei wir deutschen vom Steuersatz noch gut da stehen, in einigen Ländern fallen Steuern auf P2P Erträge zum Einkommenssteuersatz an. Besser da als wir stehen inbesondere Niederländer, Luxemburger und Bewohner einiger osteuropäischer Staaten.

An diese Stelle vielen Dank u.a. an Lars und Kolja (die das Ganze mit ihrer Idee angestossen hatten und auch moderiert haben), Sebastian, Thomas, Vincent, Angelo (und Zofia), Bernhard, Florian, Urs, Christian, Tobias, Johannes, Denny, Salvatore, Georg, Ferry, Carmen, Carlos, AloitaKarlis, Dawid, Trond und Heiko (für die tolle Organisation), die unzähligen Vertreter der Plattformen, mit denen ich sprach, und viele andere die ich jetzt in der Aufzählung vergessen habe.

In diesem Sinne: See you next year (spätestens) in Riga again!

p2p Conference Riga

 

Rückblick auf die Lendit 2018 Konferenz

Montag und Dienstag war ich auf der Lendit Fintech 2018 Konferenz in London. Das ist die Branchenmesse auf der eine große Anzahl von Vertretern der europäischen Marktplätze sich trifft und über neue Entwicklungen und Trends austauscht. Zudem auch ein Schaulaufen um institutionelle Anleger, VCs und andere größere Kapitalgeber zu treffen. Dazu jede Menge Zulieferer und Dienstleister, vor allem KYC/AML Provider. Zudem ist das Event um das weitere Fintech Umfeld aufgebohrt, also Vertreter vor allem von Neobanken, Krypto- und Blockchain Startups. Teilnehmerliste

Private Anleger sind also nicht die Zielgruppe der Veranstaltung und es gibt wenige News die private Anleger unmittelbar betreffen können.

Als Stimmungsindikator, um Trends zu erkennen und vor allem um Kontakte zu pflegen und neue zu knüpfen ist die Lendit für mich aber ein unschätzbar gutes Werkzeug. Es sind weniger die Vorträge selbst, als die sehr nützlichen Gespräche mit einzelnen Marktteilnehmern, die für mich den Wert der Messe ausmachen.

Zu den großen für die Marktplätze wichtigen Themen gehörte dieses Jahr insbesondere:

a) Mögliche kommende Änderungen in der britischen Regulierung, bei der die Regulierungsbehörde eventuell Einschränkungen im Marketing an Privatanleger einführen könnte. Dieses für die britischen Marktplätze wichtige Thema führt durchaus zu einer Spaltung innerhalb der Branche. So sagte der Zopa CEO er sei für ‚appropriate regulation‘, verschärfte Regeln müssten aber nach Risiko differenziert werden und nach seiner Sicht nur auf das risikoreiche Self-Select Spektrum mit höheren Zinsen angewendet werden und nicht auf Autoinvest Plattformen wie Zopa.

b) Das aktuelle IPO Klima, mit den Funding Circle, Creditshelf, Fellow Finance und Raize IPOs dieses Jahr

Weitere wichtige Themen, die eigentlich jedes Jahr wieder kommen, sind Zugang zu institutionellem Kapital, Neobanken vs. traditionelle Banken, Spannungsfelder Fintechs zu Banken und Chancen für Zusammenarbeit (hier z.B. die Partnerschaft von Barclays und Marketinvoice), Chancen von Open Banking und Blockchain Anwendungen.

Ich habe ein Panel mit den CEOs von Mintos* und Twino* moderiert. Twino hat angekündigt demnächst erstmalig besicherte Kredite (Autokredite) auf den Marktplatz zu bringen.

Ich konnte interessante Kontakte zu einigen kleineren, neuen P2P Kreditmarktplätzen knüpfen, die potentiell auch für internationale Anleger interessant sein könnten und werde mir diese in den nächsten Wochen genauer anschauen und sie ggf. im Detail vorstellen.

Ein paar ergänzende Notizen gibt es hier.

Lendit 2018
Veranstaltungsort der Lendit 2018 war das Business Design Center; hier der Blick auf die zentrale Meeting- und Ausstellungsfläche; >1000 Teilnehmer aus mehr als 50 Ländern

Das war die Lendit Europe 2017

Der Tagungsort der Lendit Europe war derselbe wie letztes Jahr. Groß und international war es auch wieder – mehr als 1100 Teilnehmer aus 54 Nationen. Die Ausrichtung hat sich jedoch erheblich geändert. Lag vormals der Fokus nur auf P2P Krediten, ist er nun viel weiter gefasst, die Konferenz beschäftigt sich genereller mit Innovationen im Finanzsektor. Einen Überblick des Themenspektrums, das diskutiert wurde, gebe ich meinem Post auf P2P-Banking.


Renaud Laplanche sieht in seinem Vortrag ein sich beschleunigendes Wachstum des Online Lending

In diesem Post möchte ich mich nur auf den Bereich beschränken, der P2P Kredite betrifft. Wirklich bahnbrechende Nachrichten oder neue Trends gibt es nicht. Aber die Konferenz ist ungemein nützlich, da Vertreter fast aller Plattformen anwesend sind. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit habe ich zum Beispiel gesprochen mit Repräsentaten von Bitbond*, Bondora*, Dofinance*, Estateguru*, Iuvo*, Fellow Finance, Flender*, Funding Circle Deutschland, Landbay, Lendix*, Linked Finance, Mintos*, Mozzeno, Proplend, Twino*, Relendex*, Viainvest*, Viventor* und Zlty Melon. Und natürlich waren noch viel mehr Marktplätze dort und haben auch zum Teil präsentiert. Auxmoney* und N26 haben erläutert wie beide von ihrer Zusammenarbeit bei der Kreditvergabe profitieren, das die Integration rund 2 Monate gedauert hat, sie aber rund 2 Jahre schon die Idee im Blick hatten bevor sie sie angegangen sind. N26 sieht Auxmoney als präferierten Partner für eine solche Kooperation auch in internationalen Märkten, sollte Auxmoney sich je zu einer Expansion entscheiden.

Ein in der Branche interessiert beobachteter Schritt ist auch die Beantragung einer Banklizenz durch Zopa – das ist jetzt nicht neu, sondern Zopa ist schon länger im Genehmigungsprozess, der rund 2 Jahre dauert, und ist nach Einschätzung des CEOs etwa halb durch. Übrigens hat Younited Credit – Frankreich – schon länger eine eigene Banklizenz. Diese Themen sind für die Branche wichtig und werden Einfluss auf die zukünftige Entwicklung haben – sind aber zugegebener Maßen relativ ‚High Level‘ und haben zumindest sehr kurzfristig keine Auswirkungen auf die Anlageentscheidungen privater Anleger in P2P Kredite.

Was gibt es also ganz konkretes Neues? Ein paar Punkte hatte ich ja schon im Forum in einzelnen Threads gepostet (Beispiel) bevor ich diesen Artikel schrieb.

Viele der osteuropäischen Plattformen habe ich darauf angesprochen, welche Schritte sie unternehmen, um das Kreditangebot zu erhöhen (viele Anleger im Forum bemängeln ja, dass sie ihre Gelder nur schleppend investieren können). Die meisten Plattformen sind in Gesprächen mit neuen Darlehensgebern, einen konkreten Termin wann die auf die Plattform kommen, konnte aber noch keiner nennen. Estateguru habe ich gefragt, ob wie im Forum gemutmasst die Absicht besteht, auch in Spanien aktiv zu werden. Antwort: sie sind in Gesprächen, spruchreif ist das aber noch nicht. Bondora sagte mir, dass sie in Finnland und Estland sehr viele von den Ausfällen automatisiert an die Gerichte übergeben haben. Da in Finnland ca. 3000 Fälle (aus einem längeren Zeitraum der Vergangenheit) in sehr kurzer Zeit übergeben wurden, waren die finnischen Gerichte dadurch kurzzeitig so überlastet, dass die Gerichte nur aufgrund dieser Fälle neues Personal zur Bearbeitung eingestellt haben.

Schließlich habe ich ein Panel moderiert, in dem es darum ging, wie (private) Anleger in der Eurozone in P2P Kredite zu einer möglichst guten Rendite investieren können. Eingeladen waren Pärtel Tomberg von Bondora*, Patrick de Nonneville von Lendix*, Antoni Airrikala von Fellow Finance* und Peter O‘ Mahoney von Linked Finance*.

Gesprochen haben wir über die Themen Renditen, Kreditauswahl, Ausfälle und was die Plattformen tun können, Zweitmarkt, Autoinvest, Qualität der vefügbaren Bonitätsdaten, welche Informationen sollten Anlegern zur Verfügung stehen, Expansion in neue Märkte und welche neuen Features/Produkte wollen sie launchen. Während die Plattformen schon sehr überzeugt sind, dass die Anleger bevorzugt Autoinvest nutzen sollten, räumte Pärtel Tomberg Fehlentscheidungen in der Vergangenheit bei der Einschränkung der Auswahlmöglichkeiten für Anleger ein. Auch die Frage wieviel Einzeldaten zu einem Kredit Anleger sehen wollen und künftig bekommen sollen gab es tendenziell unterschiedliche Meinungen.

Alle Sessions wurden aufgenommen, die Videos sind demnächst hier online anschaubar.

Vielleicht einfach mal stöbern, es waren z.B. auch da Lend (Schweiz) oder im Bereich hohe Risiken aber auch hohe Renditen, lohnt vielleicht als Kontrast mal ein Blick was z.B. Afluenta in Lateinamerika macht (Renditen um 20% für Anleger – in US$, nicht in lokaler Währung gerechnet). Für die Schweizer auch ganz unterhaltsam könnte sein, ob sie zukünftig auf Geldautomaten verzichten werden, und stattdessen Bares vom Kellner in der Bar ihres Vertrauens mit dem Drink gereicht bekommen. Dieser Pitch von Sonect hat in der Pitchit Competition sowohl den Jury Preis als auch den Publikums Preis bekommen. Das Video zur ‚Pitchit‘.

Schließen möchte ich mit einer geheimnisvollen Ankündigung. Als Abschluss des Panels habe ich jeden der Teilnehmer gefragt, woran ihre Plattform gerade arbeitet. Pärtel Tomberg ist schon immer ein Freund markanter Sprüche gewesen. Er sagte Bondora bringt später in diesem Jahr ein Produkt ‚that can destroy banks‚. Mehr dazu wollte er aber nicht verraten. Schauen wir also mal, ob dem Spruch noch Taten folgen.

Übrigens könnte es sein dass die Lendit nächstes Jahr in Deutschland stattfindet. In der Abschlussumfrage werden die Teilnehmer gefragt, ob sie Berlin, Frankfurt, Barcelona oder doch wieder London bevorzugen. Auch schon eine Folge des Brexit?

Lendit Aussicht
Blick aus dem Konferenzhotel; Intercontinental direkt an der Themse; bezeichnenderweise blickt man direkt auf die Bürotürme der Großbanken.

Rückblick auf die Lendit London Konferenz

Von Sonntag bis gestern war ich in London auf der Lendit Konferenz einem alljährlichen europäischen Branchentreffen der P2P Kreditmarktplätze. Erneut war die Veranstaltung größer als im Vorjahr mit 904 Teilnehmern von ca. 180 Firmen. Überwiegend P2P Kreditmarktplätze, aber auch Dienstleister, Medien, Banken und sonstige Finanzunternehmen. Mit seiner Einschätzung, dass die Branche sich in einem goldenen Zeitalter („golden age“) befindet, traf Samir Desai, CEO von Funding Circle sicher angesichts des sehr postiven Marktumfeldes in Großbritannien und den sehr starken Wachstumsraten die Stimmung vieler Anwesender.

lendit-london-o2-sm
Die Konferenz fand imInterContinental London nahe der O2 Arena (der weiße Kuppelbau statt). Für die Übernachtung war mir das InterContinental aber preislich zu gehoben, so dass ich im Sunborn Yacht Hotel übernachtet habe, eine zum Hotel umfunktionierte Megayacht, die im Dock vor Anker liegt. Das Foto habe ich von der Yacht gemacht. Kann ich als Hotel empfehlen, ist allerdings nicht innenstadtnah.

Danach stellte Reinder van Dijk von Oxera einen neuen, ausführlichen Report, der die wirtschaftliche Performance der größten britischen P2P Kreditmarktplätze untersucht, vor. Der Report kann hier kostenlos heruntergeladen werden. Die Untersuchung wurde vom britischen Branchenverband P2PFA in Auftrag gegeben, der die Interessen der Marktplätze vertritt und Mitveranstalter der Konferenz ist. Deren Leiterin Christine Farnisch erläuterte die P2PFA wollte mit dem Report auf pauschale Kritik („das rechnet sich für Anleger nicht“, „das ist viel zu riskant“) und Forderungen nach verschärfter Regulierung von Kritikern von P2P Lending reagieren, in dem sie Fakten zusammentrage und auswerte. Die P2PFA hat viel für die Entwicklung des P2P Kredit Sektors in Großbritannien beigetragen, in dem sie aktiv die Positionen der Plattformen zum Beispiel bei den Konsultationen zur in 2014 beschlossenen spezifischen neuen Regulierung gebündelt vertreten hat. Ein anderer Redner merkte später auch an, es sei überfällig, dass sich in Kontinentaleuropa vergleichbare Interessensverbände der P2P Kreditmarktplätze bildeten.

Für die Konferenz haben die Organisatoren auch Lord Adair Turner als Redner gewonnen, der von 2008 bis 2013 Chef der britischen Aufsichtsbehörde war. Das Pikante daran ist, dass sich Turner im Frühjahr sehr medienwirksam extrem kritisch ‚P2P crash will make bankers look like lending geniuses‚ geäußert hatte. Jetzt sagte er, er hätte damals das Konzept P2P Lending nicht vollständig verstanden.

oxera-sm
Aus dem Vortrag zur Vorstellung des neuen Oxera Reports. Die Darstellung zeigt, dass die britischen Plattform mit ihren Prognosen zu den Kreditausfällen recht gut lagen. Denn rückblickend waren die tatsächlichen Ausfälle 2013 und 2014 (farbig) fast durchgängig unter den zuvor von den Plattformen prognostizierten (getrichelt) Werten. (Klicken für größere Ansicht)

Ein weiteres wichtiges Thema für die britischen Marktplätze ist, wann genau sie das Go für das Angebot der IF ISA (eine steuerbegünstigte Anlagemöglichkeit in P2P Kredite für britische Anleger) bekommen. Zwar wurde das Gesetz schon vor geraumer Zeit beschlossen, die letzliche plattformbezogene Freigabe durch die FCA lässt aber noch auf sich warten. Auch wenn eine genaue Vorhersage nicht möglich ist, äußerten sich mehrere Teilnehmer vorsichtig optimisitisch, dass der Startschuss spätestens im Frühjahr fallen wird.

Auch Risiken wurden thematisiert. Einer der Keynote Speaker, Cormac Leech, nun für Victory Park Capital tätig, sieht ‚platform fraud‘ also Betrug durch den Marktplatz selbst als eines der Hauptrisiken.

Einer der Kernnutzen der Konferenz für mich ist, dass ich mit sehr vielen Firmen reden kann. Die meisten Marktplätze sind durch ihre Geschäftsführer oder andere Entscheider aus dem Management vertreten so dass es sehr interessante und fundierte Aussagen und Einschätzungen zur Entwicklung gibt. Tatsächlich habe ich am ersten Nachmittag mit so vielen geredet, dass ich viele der Nachmittagssessions gar nicht gesehen habe und abends schon etwas heiser war.

Unter anderem habe ich mit Stuart Law von Assetz Capital (Kontext siehe diese Forendiskussion) gesprochen. Stuart ist immer optimistisch und enthusiastisch – seine Erläuterungen wie das Volumen weiter gesteigert wird fand ich hilfreich und nachvollziehbar. Er sagt, dass mit dem erreichten Level die Firma profitabel wird und Assetz auf das Geld aus der Kapitalrunde deren Abschluss er in Kürze erwartet, im Prinzip nicht angewiesen ist. Wenig konkret war es allerdings bei der Beantwortung meiner Frage wofür konkret er das Kapital aus der neuen Runde einsetzen wird.

Saving Stream* wird das Zinsniveau senken (Diskussion). Bisher hatten alle Saving Stream Kredite einen einheitlichen Zinssatz von 12% für Anleger. Diese Einfachheit wird wohl verloren gehen auch wenn es noch keine Aussage gab, um wieviel der Zinssatz sinkt und auch noch nicht festzustehen scheint ob eine Differenzierung des Zinssatzes in Abhängigkeit des Kreditrisikos kommen soll. Mit den niedrigeren Zinssätzen will Saving Stream mehr Kreditnehmer gewinnen und auch für solche Kreditnehmer attraktiv werden, die bisher wegen der Kosten an Konkurrenten verloren werden.

Ausserdem habe ich Ed von Moneything* (Forum) persönlich getroffen, wir waren bisher nur per Email und Telefon in Kontakt. Ed sieht die Aussichten der Plattform für die Gewinnung weiterer gut abgesicherter Kredite sehr gut und rechnet mit einer weiteren Steigerung des Kreditvolumen.s

Mit dem CEO von Bondmason* (siehe Kontext) habe ich mich ausführlich unterhalten und er hat mir relativ detailliert Pläne für Weiterentwicklungen des Services erläutert, die ich interessant finde. Er hat mich allerdings gebeten diese zunächst vertraulich zu behandeln. Sobald sie aber bekanntgegeben/umgesetzt werden, werden ich natürlich im hier im Blog oder im Forum darüber berichten.

Bei Investly* wird es diesen Herbst eine neu designte Website mit einem deutlich verbesserten User-Interface für die Anleger geben.

Am zweiten Tag war ein aus deutscher Sicht interessantes Panel in dem neben Charles von Younited Credit (Frankreich) auch Pärtel von Bondora*, Jevgenijs von Twino* und Martins von Mintos* saßen. Zwar gab es nicht wirklich Neues, aber alle drei betonten die wichtige Rolle von privaten Anleger auf ihren Marktplätzen und dass deutsche/deutschsprachige Anleger die größte Anlegergruppe auf ihren Marktplätzen ist. Als Gegenmodell zum Vergleich: Bei Younited Credit stellen institutionelle Anleger 80% der Investitionen und Privatanleger nur 20%.

Danach habe ich ein Panel moderiert, in dem Creditshelf, Giromatch*, Finbee* und Viventor* vertreten waren, die in sehr unterschiedlichen Märkten operieren.

Ich habe mir auf der Konferenz auch viele neue Plattformen angeschaut. Einige interessante werde ich mir im Nachhinein genauer anschauen und ich plane auch zwei oder drei davon mit kleineren Anlagesummen in den nächsten Monaten selbst zu testen und werde dann über meine Erfahrungen berichten.

Übrigens gibt es sehr viele Vorträge und Podiumsdiskussionen der Konferenz auch als Aufzeichnung. Die Video sind hier kostenlos öffentlich zugänglich. Als Appetithappen empfehle ich prsönlich den Vortrag ‚State of the European Marketplace Industry‘ von Cormac Leech. Ich mag seine Vorträge, die immer eine riesige Menge Daten und Fakten enthalten und darüber hinaus auch seine persönliche Sicht und Einschätzung der Entwicklungen. Und Cormac ist bestimmt einer der schnellsten Redner der Konferenz. Ich sinniere oft noch über eine Sache und er ist schon längst 2 oder 3 Schritte weiter.

Cormac Leech Risiken P2P Kredite
Cormac Leech mit einer Folie zu Risiken bei P2P Krediten (Klicken zum Vergrößern)

 

Live Stream der P2P Lending Konferenz in Vilnius präsentiert von Savy*

Die älteste P2P Kreditplattform in Litauen, SAVY*, organisiert ihre zweite jährlich P2P Lending Konferenz am 23. März in Vilnius, Litauen. Das globale Spektrum an Referenten umfasst u.a. den Mitgründer der LendIt Konferenz Jason Jones und die Geschäftsführer der wichtigsten baltischen P2P Kreditmarktplätze – Mintos, Bondora und SAVY werden mit weiteren Teilnehmern an Podiumsdiskussionen und Präsentationen teilnehmen.

Die Konferenz widmet sich den Chancen, die P2P Lending und Crowdfunding bieten. Die Teilnehmer werden die wichtigsten Perspektiven, Herausforderungen und Trends im Bereich Alternative Financing sowohl aus globaler Sicht als auch spezifisch für die baltische Region, die deutlich höhere Renditen als die meisten westeuropäischen Märkte bietet, diskutieren.

https://www.youtube.com/watch?v=B29ozFU0CQE

Live Übertragung der Konferenz startet um 13:30 Uhr (GMT+2; entspricht 12:30 Uhr deutscher Zeit) am 23.03.

*Anzeige/Sponsored Post: Dieser Beitrag wurde durch Savy.lt, den Konferenzveranstalter, bezahlt. Ich veröffentliche sehr selten gesponserte Beiträge, aber in diesem Fall glaube ich, dass der Inhalt für die Zielgruppe des Blogs von Interesse ist.

Weiter Boom Stimmung auf der LendIt Europe

Zencap wird von Funding Circle* übernommen (meine Einordnung dieses Deals) und Auxmoney* verkündet, dass der niederländische Versicherungskonzern Aegon 150 Mio. über den Auxmoney Marktplatz in Privatkredite anlegen wird. Dies und über 50 weitere News im P2P Kredite Bereich wurden am letzten Dienstag verkündet. Wenn Sie jetzt glaubten es sei Zufall, dass die Nachrichten nahezu zeitgleich kommen, dann täuschen Sie sich. Viele der verkündeten Ereignisse passierten tatsächlich viel früher, die Firmen legen den Veröffentlichungstermin aber zeitgleich zur LendIt Europe Konferenz, in der Hoffnung, damit maximale Aufmerksamkeit der Branche und der Medien zu erreichen.

Die LendIt Konferenz, die jährlich auch in den USA und China stattfindet, ist die wichtigste Konferenz der Branche. Die diesjährige Konferenz wurde zusammen mit dem britischen Branchenverband der Plattformen P2PFA ausgerichtet und kam auf 750 hochkarätige Teilnehmer. Die Teilnehmer vertreten zu 39% die Marktplätze/Plattformen, 28% sind (institutionelle) Investoren, 25% vertreten Dienstleistungsunternehmen, 8% die Medien. Das Gros (425) der Teilnehmer kam aus Großbritannien, 106 aus den USA, 31 aus Deutschland, 24 aus Frankreich und der Rest aus über 40 anderen Ländern.

Lendit Europe
Eindrücke von der Konferenz (Quelle: Lendit Europe; Wiedergabe mit Genehmigung)

Die wichtigsten Themen dieses Jahr lassen sich in 3 Blöcke gliedern:

  1. Die Anlegerseite wird zunehmend von institutionellen Anlegern dominiert
  2. Die grenzüberschreitende, internationale Expansion wird von vielen Marktplätzen vorangetrieben und beschleunigt sich
  3. In Großbritannien existieren perfekte Rahmenbedingungen für die Marktplätze

Ausführliche Erläuterungen zu diesen 3 Punkten hatte ich schon auf P2P-Banking.com gepostet und spare mir sie jetzt hier nochmal zu übersetzen. Eine gute Zusammenfassung bietet auch dieser Artikel des Konferenzausrichters Peter Renton.

Eine Anekdote möchte ich aber noch kurz zu Punkt 3 beitragen: Ich habe den Vertreter der Bafin angesprochen -dieser beklagte hauptsächlich die mangelnde Professionalität der deutschen Startups bei eingereichten Unterlagen, die zudem voller Rechtschreibfehler seien. Was für ein Gegensatz zum Auftritt von Christopher Woolard (Video), Vertreter der britischen Regulierungsbehörde FCA. Diese unterstützt aktiv den Markteintritt neuer Marktplätze. Woolard wünscht sich so viele Marktplätze wie möglich, unter der Voraussetzung, dass diese die Minimumanforderungen erfüllen. Scheint aufzugehen: weit über 50 P2P Kreditmarktplätze sind schon in UK aktiv.

Lendit Europe
Das von mir moderierte ‘Up and coming European platforms’ panel mit v.l.n.r Siim Maivel (Investly), Patrick de Nonneville (Lendix), Martins Sulte (Mintos), Matthias Knecht (Zencap; jetzt Funding Circle CE) and Antoni Airikala (Fellow Finance) (Quelle: Lendit Europe; Wiedergabe mit Genehmigung)

Ein aus meiner Sicht wichtiger Aspekt, der an vielen Stellen sichtbar wurde, ist dass die Marktplätze in der Kreditprüfung mit der Zeit besser werden.

Weiterlesen

Symvest Konferenz – Bericht aus Prag

Ich war am Donnerstag in Prag auf der Symvest Konferenz ‚P2P Lending – the New Frontier in Finance‘, die von Michael Sonenshine von Symfonie Capital in Zusammenarbeit mit der University of Economics, Prague organisiert wurde. Vertreten waren hauptsächlich osteuropäische P2P Kreditmarktplätze und Branchenvertreter, einige sind aber auch aus England, den Niederlanden und Österreich angereist. Die Zuhörerschaft bestand zu einem erheblichen Anteil aus Studenten und Vertretern aus dem tschechischen Finanzsektor. Ein Hauptanliegen der Konferenz war es sicher Aufmerksamkeit für die Innovation P2P Kredite in Tschechien zu generieren, denn Michael Sonenshine hat nach seinen bisherigen Fund Aktivitäten nun auch einen P2P Kreditmarktplatz für Firmenkredite gegründet – Symcredit startet in Kürze in Tschechien und Polen.

Da P2P Kredite in Tschechien bisher nahezu unbekannt sind hatte die Konferenz überwiegend Einsteigerniveau, also ‚Was sind P2P Kredite‘, ‚Welche Risiken haben P2P Kredite, etc. Zudem wurde rekapituliert wie die bisherige Entwicklung im Markt war. Vom Informationsniveau der Vorträge/Panels aus meiner Sicht kein Vergleich mit der Lendit Konferenz. In einigen Vorträgen gab es aber auch interessante Details – zum Beispiel der Vortrag von Danica Sebestová zur Regulierung von P2P Krediten in Tschechien. Kurz zusammengefasst: die Anforderungen sind nicht sehr hoch, insbesondere so lange der Marktplatz in der Startphase weniger als 3 Mio. Kreditvolumen pro 12 Monate umsetzt. Eine weitere – mit Zahlen fundierte – Aussage war, dass die Tschechen sehr konservativ in der Geldanlage sind. Sie parken Ihr Geld lieber zu 0,15% Zinsen als Tagesgeld, legen es niedrig verzinst als Festgeld bei der Bank an, oder stecken es in Immobilien statt nach höher verzinsten Anlagemöglichkeiten zu suchen.

Ein Kuriosom für mich kam nach dem Panel zum Thema Anleger. Nachdem die 5 Panelisten geschildert hatten wie Anleger vorgehen sollten und worauf zu achten sei, fragte ein Zuschauer, wer denn von den Panelisten schon selbst in P2P Kredite investiert habe. Verblüffende Antwort: 3 noch gar nicht, einer hatte, war aber nicht zufrieden (und startet jetzt eine eigene Plattform) – nur Michael Sonenshine hatte langjährige und internationale Erfahrungen vorzuweisen.

Das Beste an der Konferenz war für mich aber die Zeit zwischen den Vorträgen, da ich mit sehr vielen Leuten sprechen konnte. So habe ich mit Jevgenijs Kazanins, Marketingleiter bei Bondora zu Mittag gegessen. Er wollte sich nicht vorab dazu äußern welche Länder als nächstes kommen. Zur Thematik, dass einige Anleger die Möglichkeit der Länderselektion im neuen Portoliomanager vermissen, sieht Bondora die Lösung in der geplanten API, die vielfältige Parameter für die Selektion erlauben werde. Einen Zeitpunkt, wann die API verfügbar sein wird, konnte ich ihm aber nicht entlocken.

Weiterlesen