Rückblick auf die Lendit 2018 Konferenz

Montag und Dienstag war ich auf der Lendit Fintech 2018 Konferenz in London. Das ist die Branchenmesse auf der eine große Anzahl von Vertretern der europäischen Marktplätze sich trifft und über neue Entwicklungen und Trends austauscht. Zudem auch ein Schaulaufen um institutionelle Anleger, VCs und andere größere Kapitalgeber zu treffen. Dazu jede Menge Zulieferer und Dienstleister, vor allem KYC/AML Provider. Zudem ist das Event um das weitere Fintech Umfeld aufgebohrt, also Vertreter vor allem von Neobanken, Krypto- und Blockchain Startups. Teilnehmerliste

Private Anleger sind also nicht die Zielgruppe der Veranstaltung und es gibt wenige News die private Anleger unmittelbar betreffen können.

Als Stimmungsindikator, um Trends zu erkennen und vor allem um Kontakte zu pflegen und neue zu knüpfen ist die Lendit für mich aber ein unschätzbar gutes Werkzeug. Es sind weniger die Vorträge selbst, als die sehr nützlichen Gespräche mit einzelnen Marktteilnehmern, die für mich den Wert der Messe ausmachen.

Zu den großen für die Marktplätze wichtigen Themen gehörte dieses Jahr insbesondere:

a) Mögliche kommende Änderungen in der britischen Regulierung, bei der die Regulierungsbehörde eventuell Einschränkungen im Marketing an Privatanleger einführen könnte. Dieses für die britischen Marktplätze wichtige Thema führt durchaus zu einer Spaltung innerhalb der Branche. So sagte der Zopa CEO er sei für ‚appropriate regulation‘, verschärfte Regeln müssten aber nach Risiko differenziert werden und nach seiner Sicht nur auf das risikoreiche Self-Select Spektrum mit höheren Zinsen angewendet werden und nicht auf Autoinvest Plattformen wie Zopa.

b) Das aktuelle IPO Klima, mit den Funding Circle, Creditshelf, Fellow Finance und Raize IPOs dieses Jahr

Weitere wichtige Themen, die eigentlich jedes Jahr wieder kommen, sind Zugang zu institutionellem Kapital, Neobanken vs. traditionelle Banken, Spannungsfelder Fintechs zu Banken und Chancen für Zusammenarbeit (hier z.B. die Partnerschaft von Barclays und Marketinvoice), Chancen von Open Banking und Blockchain Anwendungen.

Ich habe ein Panel mit den CEOs von Mintos* und Twino* moderiert. Twino hat angekündigt demnächst erstmalig besicherte Kredite (Autokredite) auf den Marktplatz zu bringen.

Ich konnte interessante Kontakte zu einigen kleineren, neuen P2P Kreditmarktplätzen knüpfen, die potentiell auch für internationale Anleger interessant sein könnten und werde mir diese in den nächsten Wochen genauer anschauen und sie ggf. im Detail vorstellen.

Ein paar ergänzende Notizen gibt es hier.

Lendit 2018
Veranstaltungsort der Lendit 2018 war das Business Design Center; hier der Blick auf die zentrale Meeting- und Ausstellungsfläche; >1000 Teilnehmer aus mehr als 50 Ländern

Das war die Lendit Europe 2017

Der Tagungsort der Lendit Europe war derselbe wie letztes Jahr. Groß und international war es auch wieder – mehr als 1100 Teilnehmer aus 54 Nationen. Die Ausrichtung hat sich jedoch erheblich geändert. Lag vormals der Fokus nur auf P2P Krediten, ist er nun viel weiter gefasst, die Konferenz beschäftigt sich genereller mit Innovationen im Finanzsektor. Einen Überblick des Themenspektrums, das diskutiert wurde, gebe ich meinem Post auf P2P-Banking.


Renaud Laplanche sieht in seinem Vortrag ein sich beschleunigendes Wachstum des Online Lending

In diesem Post möchte ich mich nur auf den Bereich beschränken, der P2P Kredite betrifft. Wirklich bahnbrechende Nachrichten oder neue Trends gibt es nicht. Aber die Konferenz ist ungemein nützlich, da Vertreter fast aller Plattformen anwesend sind. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit habe ich zum Beispiel gesprochen mit Repräsentaten von Bitbond*, Bondora*, Dofinance*, Estateguru*, Iuvo*, Fellow Finance, Flender*, Funding Circle Deutschland, Landbay, Lendix*, Linked Finance, Mintos*, Mozzeno, Proplend, Twino*, Relendex*, Viainvest*, Viventor* und Zlty Melon. Und natürlich waren noch viel mehr Marktplätze dort und haben auch zum Teil präsentiert. Auxmoney* und N26 haben erläutert wie beide von ihrer Zusammenarbeit bei der Kreditvergabe profitieren, das die Integration rund 2 Monate gedauert hat, sie aber rund 2 Jahre schon die Idee im Blick hatten bevor sie sie angegangen sind. N26 sieht Auxmoney als präferierten Partner für eine solche Kooperation auch in internationalen Märkten, sollte Auxmoney sich je zu einer Expansion entscheiden.

Ein in der Branche interessiert beobachteter Schritt ist auch die Beantragung einer Banklizenz durch Zopa – das ist jetzt nicht neu, sondern Zopa ist schon länger im Genehmigungsprozess, der rund 2 Jahre dauert, und ist nach Einschätzung des CEOs etwa halb durch. Übrigens hat Younited Credit – Frankreich – schon länger eine eigene Banklizenz. Diese Themen sind für die Branche wichtig und werden Einfluss auf die zukünftige Entwicklung haben – sind aber zugegebener Maßen relativ ‚High Level‘ und haben zumindest sehr kurzfristig keine Auswirkungen auf die Anlageentscheidungen privater Anleger in P2P Kredite.

Was gibt es also ganz konkretes Neues? Ein paar Punkte hatte ich ja schon im Forum in einzelnen Threads gepostet (Beispiel) bevor ich diesen Artikel schrieb.

Viele der osteuropäischen Plattformen habe ich darauf angesprochen, welche Schritte sie unternehmen, um das Kreditangebot zu erhöhen (viele Anleger im Forum bemängeln ja, dass sie ihre Gelder nur schleppend investieren können). Die meisten Plattformen sind in Gesprächen mit neuen Darlehensgebern, einen konkreten Termin wann die auf die Plattform kommen, konnte aber noch keiner nennen. Estateguru habe ich gefragt, ob wie im Forum gemutmasst die Absicht besteht, auch in Spanien aktiv zu werden. Antwort: sie sind in Gesprächen, spruchreif ist das aber noch nicht. Bondora sagte mir, dass sie in Finnland und Estland sehr viele von den Ausfällen automatisiert an die Gerichte übergeben haben. Da in Finnland ca. 3000 Fälle (aus einem längeren Zeitraum der Vergangenheit) in sehr kurzer Zeit übergeben wurden, waren die finnischen Gerichte dadurch kurzzeitig so überlastet, dass die Gerichte nur aufgrund dieser Fälle neues Personal zur Bearbeitung eingestellt haben.

Schließlich habe ich ein Panel moderiert, in dem es darum ging, wie (private) Anleger in der Eurozone in P2P Kredite zu einer möglichst guten Rendite investieren können. Eingeladen waren Pärtel Tomberg von Bondora*, Patrick de Nonneville von Lendix*, Antoni Airrikala von Fellow Finance* und Peter O‘ Mahoney von Linked Finance*.

Gesprochen haben wir über die Themen Renditen, Kreditauswahl, Ausfälle und was die Plattformen tun können, Zweitmarkt, Autoinvest, Qualität der vefügbaren Bonitätsdaten, welche Informationen sollten Anlegern zur Verfügung stehen, Expansion in neue Märkte und welche neuen Features/Produkte wollen sie launchen. Während die Plattformen schon sehr überzeugt sind, dass die Anleger bevorzugt Autoinvest nutzen sollten, räumte Pärtel Tomberg Fehlentscheidungen in der Vergangenheit bei der Einschränkung der Auswahlmöglichkeiten für Anleger ein. Auch die Frage wieviel Einzeldaten zu einem Kredit Anleger sehen wollen und künftig bekommen sollen gab es tendenziell unterschiedliche Meinungen.

Alle Sessions wurden aufgenommen, die Videos sind demnächst hier online anschaubar.

Vielleicht einfach mal stöbern, es waren z.B. auch da Lend (Schweiz) oder im Bereich hohe Risiken aber auch hohe Renditen, lohnt vielleicht als Kontrast mal ein Blick was z.B. Afluenta in Lateinamerika macht (Renditen um 20% für Anleger – in US$, nicht in lokaler Währung gerechnet). Für die Schweizer auch ganz unterhaltsam könnte sein, ob sie zukünftig auf Geldautomaten verzichten werden, und stattdessen Bares vom Kellner in der Bar ihres Vertrauens mit dem Drink gereicht bekommen. Dieser Pitch von Sonect hat in der Pitchit Competition sowohl den Jury Preis als auch den Publikums Preis bekommen. Das Video zur ‚Pitchit‘.

Schließen möchte ich mit einer geheimnisvollen Ankündigung. Als Abschluss des Panels habe ich jeden der Teilnehmer gefragt, woran ihre Plattform gerade arbeitet. Pärtel Tomberg ist schon immer ein Freund markanter Sprüche gewesen. Er sagte Bondora bringt später in diesem Jahr ein Produkt ‚that can destroy banks‚. Mehr dazu wollte er aber nicht verraten. Schauen wir also mal, ob dem Spruch noch Taten folgen.

Übrigens könnte es sein dass die Lendit nächstes Jahr in Deutschland stattfindet. In der Abschlussumfrage werden die Teilnehmer gefragt, ob sie Berlin, Frankfurt, Barcelona oder doch wieder London bevorzugen. Auch schon eine Folge des Brexit?

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Blick aus dem Konferenzhotel; Intercontinental direkt an der Themse; bezeichnenderweise blickt man direkt auf die Bürotürme der Großbanken.

Rückblick auf die Lendit London Konferenz

Von Sonntag bis gestern war ich in London auf der Lendit Konferenz einem alljährlichen europäischen Branchentreffen der P2P Kreditmarktplätze. Erneut war die Veranstaltung größer als im Vorjahr mit 904 Teilnehmern von ca. 180 Firmen. Überwiegend P2P Kreditmarktplätze, aber auch Dienstleister, Medien, Banken und sonstige Finanzunternehmen. Mit seiner Einschätzung, dass die Branche sich in einem goldenen Zeitalter („golden age“) befindet, traf Samir Desai, CEO von Funding Circle sicher angesichts des sehr postiven Marktumfeldes in Großbritannien und den sehr starken Wachstumsraten die Stimmung vieler Anwesender.

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Die Konferenz fand imInterContinental London nahe der O2 Arena (der weiße Kuppelbau statt). Für die Übernachtung war mir das InterContinental aber preislich zu gehoben, so dass ich im Sunborn Yacht Hotel übernachtet habe, eine zum Hotel umfunktionierte Megayacht, die im Dock vor Anker liegt. Das Foto habe ich von der Yacht gemacht. Kann ich als Hotel empfehlen, ist allerdings nicht innenstadtnah.

Danach stellte Reinder van Dijk von Oxera einen neuen, ausführlichen Report, der die wirtschaftliche Performance der größten britischen P2P Kreditmarktplätze untersucht, vor. Der Report kann hier kostenlos heruntergeladen werden. Die Untersuchung wurde vom britischen Branchenverband P2PFA in Auftrag gegeben, der die Interessen der Marktplätze vertritt und Mitveranstalter der Konferenz ist. Deren Leiterin Christine Farnisch erläuterte die P2PFA wollte mit dem Report auf pauschale Kritik („das rechnet sich für Anleger nicht“, „das ist viel zu riskant“) und Forderungen nach verschärfter Regulierung von Kritikern von P2P Lending reagieren, in dem sie Fakten zusammentrage und auswerte. Die P2PFA hat viel für die Entwicklung des P2P Kredit Sektors in Großbritannien beigetragen, in dem sie aktiv die Positionen der Plattformen zum Beispiel bei den Konsultationen zur in 2014 beschlossenen spezifischen neuen Regulierung gebündelt vertreten hat. Ein anderer Redner merkte später auch an, es sei überfällig, dass sich in Kontinentaleuropa vergleichbare Interessensverbände der P2P Kreditmarktplätze bildeten.

Für die Konferenz haben die Organisatoren auch Lord Adair Turner als Redner gewonnen, der von 2008 bis 2013 Chef der britischen Aufsichtsbehörde war. Das Pikante daran ist, dass sich Turner im Frühjahr sehr medienwirksam extrem kritisch ‚P2P crash will make bankers look like lending geniuses‚ geäußert hatte. Jetzt sagte er, er hätte damals das Konzept P2P Lending nicht vollständig verstanden.

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Aus dem Vortrag zur Vorstellung des neuen Oxera Reports. Die Darstellung zeigt, dass die britischen Plattform mit ihren Prognosen zu den Kreditausfällen recht gut lagen. Denn rückblickend waren die tatsächlichen Ausfälle 2013 und 2014 (farbig) fast durchgängig unter den zuvor von den Plattformen prognostizierten (getrichelt) Werten. (Klicken für größere Ansicht)

Ein weiteres wichtiges Thema für die britischen Marktplätze ist, wann genau sie das Go für das Angebot der IF ISA (eine steuerbegünstigte Anlagemöglichkeit in P2P Kredite für britische Anleger) bekommen. Zwar wurde das Gesetz schon vor geraumer Zeit beschlossen, die letzliche plattformbezogene Freigabe durch die FCA lässt aber noch auf sich warten. Auch wenn eine genaue Vorhersage nicht möglich ist, äußerten sich mehrere Teilnehmer vorsichtig optimisitisch, dass der Startschuss spätestens im Frühjahr fallen wird.

Auch Risiken wurden thematisiert. Einer der Keynote Speaker, Cormac Leech, nun für Victory Park Capital tätig, sieht ‚platform fraud‘ also Betrug durch den Marktplatz selbst als eines der Hauptrisiken.

Einer der Kernnutzen der Konferenz für mich ist, dass ich mit sehr vielen Firmen reden kann. Die meisten Marktplätze sind durch ihre Geschäftsführer oder andere Entscheider aus dem Management vertreten so dass es sehr interessante und fundierte Aussagen und Einschätzungen zur Entwicklung gibt. Tatsächlich habe ich am ersten Nachmittag mit so vielen geredet, dass ich viele der Nachmittagssessions gar nicht gesehen habe und abends schon etwas heiser war.

Unter anderem habe ich mit Stuart Law von Assetz Capital (Kontext siehe diese Forendiskussion) gesprochen. Stuart ist immer optimistisch und enthusiastisch – seine Erläuterungen wie das Volumen weiter gesteigert wird fand ich hilfreich und nachvollziehbar. Er sagt, dass mit dem erreichten Level die Firma profitabel wird und Assetz auf das Geld aus der Kapitalrunde deren Abschluss er in Kürze erwartet, im Prinzip nicht angewiesen ist. Wenig konkret war es allerdings bei der Beantwortung meiner Frage wofür konkret er das Kapital aus der neuen Runde einsetzen wird.

Saving Stream* wird das Zinsniveau senken (Diskussion). Bisher hatten alle Saving Stream Kredite einen einheitlichen Zinssatz von 12% für Anleger. Diese Einfachheit wird wohl verloren gehen auch wenn es noch keine Aussage gab, um wieviel der Zinssatz sinkt und auch noch nicht festzustehen scheint ob eine Differenzierung des Zinssatzes in Abhängigkeit des Kreditrisikos kommen soll. Mit den niedrigeren Zinssätzen will Saving Stream mehr Kreditnehmer gewinnen und auch für solche Kreditnehmer attraktiv werden, die bisher wegen der Kosten an Konkurrenten verloren werden.

Ausserdem habe ich Ed von Moneything* (Forum) persönlich getroffen, wir waren bisher nur per Email und Telefon in Kontakt. Ed sieht die Aussichten der Plattform für die Gewinnung weiterer gut abgesicherter Kredite sehr gut und rechnet mit einer weiteren Steigerung des Kreditvolumen.s

Mit dem CEO von Bondmason* (siehe Kontext) habe ich mich ausführlich unterhalten und er hat mir relativ detailliert Pläne für Weiterentwicklungen des Services erläutert, die ich interessant finde. Er hat mich allerdings gebeten diese zunächst vertraulich zu behandeln. Sobald sie aber bekanntgegeben/umgesetzt werden, werden ich natürlich im hier im Blog oder im Forum darüber berichten.

Bei Investly* wird es diesen Herbst eine neu designte Website mit einem deutlich verbesserten User-Interface für die Anleger geben.

Am zweiten Tag war ein aus deutscher Sicht interessantes Panel in dem neben Charles von Younited Credit (Frankreich) auch Pärtel von Bondora*, Jevgenijs von Twino* und Martins von Mintos* saßen. Zwar gab es nicht wirklich Neues, aber alle drei betonten die wichtige Rolle von privaten Anleger auf ihren Marktplätzen und dass deutsche/deutschsprachige Anleger die größte Anlegergruppe auf ihren Marktplätzen ist. Als Gegenmodell zum Vergleich: Bei Younited Credit stellen institutionelle Anleger 80% der Investitionen und Privatanleger nur 20%.

Danach habe ich ein Panel moderiert, in dem Creditshelf, Giromatch*, Finbee* und Viventor* vertreten waren, die in sehr unterschiedlichen Märkten operieren.

Ich habe mir auf der Konferenz auch viele neue Plattformen angeschaut. Einige interessante werde ich mir im Nachhinein genauer anschauen und ich plane auch zwei oder drei davon mit kleineren Anlagesummen in den nächsten Monaten selbst zu testen und werde dann über meine Erfahrungen berichten.

Übrigens gibt es sehr viele Vorträge und Podiumsdiskussionen der Konferenz auch als Aufzeichnung. Die Video sind hier kostenlos öffentlich zugänglich. Als Appetithappen empfehle ich prsönlich den Vortrag ‚State of the European Marketplace Industry‘ von Cormac Leech. Ich mag seine Vorträge, die immer eine riesige Menge Daten und Fakten enthalten und darüber hinaus auch seine persönliche Sicht und Einschätzung der Entwicklungen. Und Cormac ist bestimmt einer der schnellsten Redner der Konferenz. Ich sinniere oft noch über eine Sache und er ist schon längst 2 oder 3 Schritte weiter.

Cormac Leech Risiken P2P Kredite
Cormac Leech mit einer Folie zu Risiken bei P2P Krediten (Klicken zum Vergrößern)

 

Weiter Boom Stimmung auf der LendIt Europe

Zencap wird von Funding Circle* übernommen (meine Einordnung dieses Deals) und Auxmoney* verkündet, dass der niederländische Versicherungskonzern Aegon 150 Mio. über den Auxmoney Marktplatz in Privatkredite anlegen wird. Dies und über 50 weitere News im P2P Kredite Bereich wurden am letzten Dienstag verkündet. Wenn Sie jetzt glaubten es sei Zufall, dass die Nachrichten nahezu zeitgleich kommen, dann täuschen Sie sich. Viele der verkündeten Ereignisse passierten tatsächlich viel früher, die Firmen legen den Veröffentlichungstermin aber zeitgleich zur LendIt Europe Konferenz, in der Hoffnung, damit maximale Aufmerksamkeit der Branche und der Medien zu erreichen.

Die LendIt Konferenz, die jährlich auch in den USA und China stattfindet, ist die wichtigste Konferenz der Branche. Die diesjährige Konferenz wurde zusammen mit dem britischen Branchenverband der Plattformen P2PFA ausgerichtet und kam auf 750 hochkarätige Teilnehmer. Die Teilnehmer vertreten zu 39% die Marktplätze/Plattformen, 28% sind (institutionelle) Investoren, 25% vertreten Dienstleistungsunternehmen, 8% die Medien. Das Gros (425) der Teilnehmer kam aus Großbritannien, 106 aus den USA, 31 aus Deutschland, 24 aus Frankreich und der Rest aus über 40 anderen Ländern.

Lendit Europe
Eindrücke von der Konferenz (Quelle: Lendit Europe; Wiedergabe mit Genehmigung)

Die wichtigsten Themen dieses Jahr lassen sich in 3 Blöcke gliedern:

  1. Die Anlegerseite wird zunehmend von institutionellen Anlegern dominiert
  2. Die grenzüberschreitende, internationale Expansion wird von vielen Marktplätzen vorangetrieben und beschleunigt sich
  3. In Großbritannien existieren perfekte Rahmenbedingungen für die Marktplätze

Ausführliche Erläuterungen zu diesen 3 Punkten hatte ich schon auf P2P-Banking.com gepostet und spare mir sie jetzt hier nochmal zu übersetzen. Eine gute Zusammenfassung bietet auch dieser Artikel des Konferenzausrichters Peter Renton.

Eine Anekdote möchte ich aber noch kurz zu Punkt 3 beitragen: Ich habe den Vertreter der Bafin angesprochen -dieser beklagte hauptsächlich die mangelnde Professionalität der deutschen Startups bei eingereichten Unterlagen, die zudem voller Rechtschreibfehler seien. Was für ein Gegensatz zum Auftritt von Christopher Woolard (Video), Vertreter der britischen Regulierungsbehörde FCA. Diese unterstützt aktiv den Markteintritt neuer Marktplätze. Woolard wünscht sich so viele Marktplätze wie möglich, unter der Voraussetzung, dass diese die Minimumanforderungen erfüllen. Scheint aufzugehen: weit über 50 P2P Kreditmarktplätze sind schon in UK aktiv.

Lendit Europe
Das von mir moderierte ‘Up and coming European platforms’ panel mit v.l.n.r Siim Maivel (Investly), Patrick de Nonneville (Lendix), Martins Sulte (Mintos), Matthias Knecht (Zencap; jetzt Funding Circle CE) and Antoni Airikala (Fellow Finance) (Quelle: Lendit Europe; Wiedergabe mit Genehmigung)

Ein aus meiner Sicht wichtiger Aspekt, der an vielen Stellen sichtbar wurde, ist dass die Marktplätze in der Kreditprüfung mit der Zeit besser werden.

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Lendit Europe Konferenz – der P2P Kreditmarkt boomt

Ich bin heute von der Lendit Europe Konferenz in London zurückgekommen, auf der sich gestern rund 450 Branchenvertreter zum Thema P2P Kredite getroffen haben. Es war eine fantastische Gelegenheit so viele derjenigen zu treffen, die P2P Kredite als Innovation ins heutige Stadium entwickelt haben und mit Ihnen über die Trends zu diskutieren.

Die Branche ist enthusiastisch, beflügelt durch spektakuläre Wachstumsraten, die u.a. von Bryan Zhang, Mitautor der neuen Nesta-Studie sowie Cormac Leech (seine Präsentation), Analyst bei Liberum mit Zahlen hinterlegt wurden. Auch wegen der in Großbritannien bald kommenden Steuervergünstigungen (NISA) für Privatanleger, die in P2P Kredite investieren, geht Leech davon aus, dass der Markt in den nächsten Jahren auf das 10-30fache wachsen wird. Für UK und US zusammen rechnet Leech im Jahr 2016 mit einem jährlichen Kreditvolumen von 40 Milliarden US$. Dabei geht er von leicht steigenden Zinsen (und damit Ergebnissen für Anleger) im UK Markt und leicht fallenden Zinsen bei Prosper und Lending Club aus.


Eindrücke von der Lendit Europe (Foto: genehmigte Wiedergabe)

Einzelne Teilnehmer sehen es als Herausforderung für die britischen Plattformen genügend Kreditnachfrage anzuziehen, um die erwarteten Anlagevolumina aufgrund der NISAs zu matchen.

Generell gibt es mehrere Treiber des Wachstums. Zum einen erreichen P2P Kreditmarktplätze Kreditnehmer in immer mehr Ländern (Beispiel auf der Konferenz waren Teilnehmer von Ovamba, einem Marktplatz in Kamerum). Zum anderen bilden sich immer stärker spezialisierte Plattformen. So gab es eine Podiumsdiskussion die speziell P2P Kreditmärkten gewidmet war, die auf Immobilienkredite spezialisiert sind.

Das starke Wachstum und die erzielbaren Renditen ziehen auch viele institutionelle Investoren (inkl. Banken) an die sowohl Kapital auf den Plattformen investieren als auch Anteile der Plattformen selbst kaufen (jüngstes Beispiel Finexkap). Mit der Akquistion von Geldvoorelkaar und Prestiamoci durch Trustbuddy gibt es auch ein Beispiel für die Möglichkeit, dass sich größere Player in Europa durch Zusammenschluß entwickeln könnten. Auch die Investmentaktivitäten von GLI Finance, die inzwischen an mehreren Plattformen beteiligt sind, sind ein Anzeichen für eine solche Entwicklung.


Das von mir moderierte Panel ‚The State of P2P Lending in Continental Europe‘ mit Michelle Novelli von Prestiamoci, Chales Egly von Pret d’Union, Heikki Koivu von Fixura, Cédric Teissier von Finexkap und Raffael Johnen von Auxmoney, Lendit Europe (Foto: genehmigte Wiedergabe).

Hauptthema des Vortrages von Giles Andrews, CEO von Zopa, der ältesten P2P Kreditplattform, gestartet 2005, war Transparenz. Er hat angekündigt, dass die Kreditdaten von Zopa zukünftig zum Download zur Verfügung stehen werden, so dass interessierte Anleger ihre eigenen Analysen damit durchführen können.

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