Mintos Schuldverschreibungen sind live – ein erster Blick auf das neue Angebot

Wie angekündigt hat Mintos* heute das neue Produkt Schuldverschreibungen gelauncht und die ersten Schuldverschreibungen sind jetzt live. Ich werde in diesem Artikel nicht auf die Hintergründe eingehen warum Mintos von „Ansprüchen“ auf „Schuldverschreibungen“ umstellt (ganz kurz es hängt mit der Regulierung zusammen, die Details füllen inzwischen 13 Seiten Diskussion im Forum).

Auf dem Primärmarkt können Anleger die neuen Schuldverschreibungen sehen und auswählen durch einen Klick links oben auf Schuldverschreibungen

mintos schuldverschreibungen primärmarkt
Screenshot 25.05.2022; draufklicken für größere Ansicht

Aktuell sind Schuldverschreibungen der Kreditunternehmen Eleving Group, CashCredit and Sun Finance gelistet. Sukzessive werden weitere dazu kommen, sobald sie die erforderlichen Wertpapierprospekte veröffentlicht haben. Mit einem Klick auf die ISIN sieht man die Details zum betreffenden Schuldverschreibungspaket. Die meisten Parameter spiegeln die Angaben bei den bisherigen Krediten, es gibt aber auch neue Parameter wie z.B. Tilgungsfaktor.

mintos schuldverschreibungspaket
Screenshot 25.05.2022; für größere Ansicht draufklicken

Was ist jetzt zu tun?

Wer in die Notes investieren will, sollte wissen dass Mintos 20% Quellensteuer einbehalten muss. Diesen Satz können deutsche Anleger auf 10% senken, wenn sie die folgenden Schritte durchführen:

  1. Formular Ansässigkeitsbescheinigung herunterladen, ausfüllen und an das Finanzamt schicken
  2. Die vom Finanzamt bestätigte Ansässigkeitsbescheinigung bei Mintos hochladen
  3. Sobald Mintos die hochgeladene Bescheinigung verarbeitet und akzeptiert hat gilt der reduzierte Quellensteuersatz (aber nicht rückwirkend!)

Es gibt seitens der Anleger sehr viel Informationsbedarf, dem Mintos mit einer veröffentlichten Q&A Liste begegnet.

Dennoch scheint Mintos nicht alle Anleger von dem neuen Produkt überzeugen zu können. In einer aktuellen Umfrage im Forum sagen 55% der Teilnehmer, dass sie in Reaktion auf die Umstellung auf die Notes (Schuldverschreibungen) ihr Investment bei Mintos ab Juli komplett einstellen werden. Weitere 24% sind sich noch nicht sicher wie sie verfahren wollen.

Ähnliche Stimmen gibt es auch aus der Anlegerschaft in anderen Ländern. Sollten diesen Worten auch Taten folgen könnte dies zu einer erheblichen Reduzierung der finanzierten Volumen auf Mintos in den nächsten Monaten führen.

Vermutlich profitieren dann andere P2P Marktplätze, die Kredite derselben Kreditunternehmen listen, von einem Zustrom von Anlegern wie z.B.

  • Lendermarket* (Creditstar Kredite bis 16% Zinsen, 1% Cashback bei Anmeldung über diesen Link)
  • Esketit* (Creamfinance Kredite bis 14% Zinsen)
  • Moncera* (Placet Group Kredite bis 10% Zinsen)
  • Afranga* (Stik Credit Kredite bis 14% Zinsen)
  • Bondster*

Zudem wird es spannend, wie sich die Marktlage auf dem Mintos Zweitmarkt bis zu 30. Juni entwicklet. Nur noch bis zu diesem Datum sind die bisherigen Kredite dort handelbar. Wer einen Anspruch nicht vorher noch verkauft muss ihn dann bis zur älligkeit halten. Bei langlaufenden Krediten können das viele Jahr sein. Wollen also Anleger einen harten Schnitt und ihr Mintos Portfolio komplett auflösen müssten sie bald handeln. Möglicherweise wird dies zu einem Überangebot auf dem Zweitmarkt und Preisdruck führen => steigende Abschläge => steigende Verfallsrendite für Käufer. Es könnte also spannend werden.

 

 

Valuna vermittelt Privatanleger für Firmenfinanzierungen

Heute kam eine Pressmitteilung des Startups Valuna.de*. Valuna bietet Firmen die Möglichkeit ohne Einschaltung eine Bank Kredite aufzunehmen und die Kreditgeber dazu über das Internet zu finden. Die Anlage erfolgt in Form einer Schuldverschreibung. Der Mindestanlagebetrag beträgt – je nach Kredit zwischen 100 und 5.000 Euro.

Aktuell möchte zum Beispiel die Quickprinter GmbH einen 100.000 Euro Kredit über 7 Jahre zu 15% Zinsen aufnehmen. 15% Zinsen (tatsächlich sind es laut Wertpapierprospekt 12% Basisdividende plus Überschußbeteiligung – die 15% sind Prognose) klingt auf den ersten Blick viel, allerdings müssen Anleger auch das Risiko dieser Anlageform im Auge behalten. Das höchstmögliche Risiko ist der Verlust der Einlage einer Insolvenz des Unternehmens. Zudem veröffentlicht Valuna ausdrücklich nur die Unternehmensangaben, prüft sie selbst also nicht.

Bei einem Blick auf die Unternehmensdaten von QuickPrinter mit einer Umsatzrendite von 1% und 25 Mitarbeitern bei nur 220.000 Euro Umsatz (=rechnerischer Jahresumsatz pro Mitarbeiter ca. 10.000 Euro), finde ich diese Zahlen persönlich relativ niedrig.

Für die Anleger ist die Registrierung und Nutzung von Valuna* kostenlos. Firmen bezahlen Valuna für die erfolgreichen Verlauf des Wertpapierverkaufs ein mengenabhängiges Entgelt (3,2% in der kleinsten Volumenstufe) sowie weitere Dienstleistungen wie Layouting, Lektorat, Beratung, Konzepterstellung. Die Valuna Musterkalkulation kommt in Summe auf Emissionskosten von 5,95% für die Firma. Vorteile für die Firmen sind laut Valuna:

Nicht zuletzt in Folge von Basel II sind Kredite zunehmend schwerer zu bekommen, die Prozesse bürokratischer und oftmals müssen mehr Sicherheiten gestellt werden. Mit Valuna erschließen Sie sich eine völlig neue zusätzliche Finanzierungsquelle jenseits der Bankenwelt, die Ihnen hilft, eine angemessene Kapitalausstattung für Ihr Unternehmen zu realisieren.

Valuna hilft Ihnen dabei auf dreifache Weise: Valuna ermöglicht Ihnen zum ersten einen direkten Zugang zu Anlegern, die in Ihr Unternehmen investieren können. Zum zweiten können Sie über Valuna Eigenkapital (z.B. in Form von Genussrechten) einwerben und so Ihre Bonität verbessern, was wiederum für weitere Bankkredite sehr vorteilhaft ist. Die Finanzierung über Valuna ermöglicht Ihnen zum dritten interessante Optionen, parallel zur Finanzierung, Ihre Kunden und Geschäftspartner stärker an Ihr Unternehmen zu binden.

Der Zahlungsverkehr erfolgt übrigens immer nur zwischen Anleger und Firma. Valuna ist also nicht als Dritter dazwischengeschaltet und nimmt hauptsächlich Marketing-, Informations-, und Abwicklungsaufgaben statt.

Der Ablauf für Anleger ist so, das sie erst den Prospekt anfordern und per Email erhalten, dann die Zeichnungsunterlagen anfordern und per Email bekommen und diese schließlich ausgefüllt per Post schicken. Angesichts des Umfangs der Unterlagen (Quickprinter Prospekt hat 28 Seiten) aus meiner Sicht zu aufwändig für kleine Anlagesummen wie 100 Euro.

Die Website könnte vom Layout noch verbessert werden. Nicht schön ist auch, dass 4 von den 5 vorgestellten Anlagen „Beispielemissionen“ (vulgo fiktive Dummies) sind.

Ich selbst werde Quickprinter kein Geld leihen. Für Feedback von Nutzern bin ich dankbar – schreiben Sie Ihre Erfahrungen doch bitte ins Forum, wenn Sie über Valuna Schuldverschreibungen gezeichnet haben. Danke.

An einem sehr ähnlichen Konzept entwickelt schon seit über einem Jahr die Portafinancia GmbH*. Wie Geschäftsführer Axel Liebetrau vorgestern P2P-Kredite.com mitteilte, ist die Entwicklung abgeschlossen und die Bafin-Genehmigung liegt vor. Die Portafinancia GmbH bemührt sich derzeit um weitere Investoren um die Startphase zu finanzieren.