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Claus Lehmann Site Admin

Anmeldedatum: 31.08.2007 Beiträge: 18168
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Verfasst am: 01.10.2018, 10:54 Titel: Re: P2P Kredite in der Wirtschaftskrise |
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Ja, das mit der Geldschöpfung verstehen die meisten nicht. Hab ich mir auch sehr lange anders vorgestellt.
Tatsächlich stabilisieren "reine" P2P-Predite m.E. das Finanzsystem, da i.d.R. keine Leverage, Fristentransformation o.ä. stattfindet. Allerdings ist die Dimension so verschwindend gering, dass es keinerlei Effekt haben wird. _________________ Meine Investments (aktualisiert 12/24):
Laufend: Bondora*, Estateguru*, Indemo*, Inrento*, Mintos*, Crowdestate* (Rest), October* (Rest), Linked Finance* (Rest), Plenti (Rest), Ventus Energy*, Seedrs*, Crowdcube, Housers* (Rest),
Beendet: Smava, Auxmoney, MyC4, Zidisha, Crosslend, Lendico, Omarahee, Lendy, Ablrate, Bondmason, Finbee*, Assetz Capital, Bulkestate, Fellow Finance, Investly*, Iuvo*, Landex, Lendermarket*, Lenndy, Moneything,
Neofinance*, Reinvest24, Robocash*, Viainvest*, Viventor, Zlty Melon |
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nobodyofconsequence P2P Legende

Anmeldedatum: 02.09.2007 Beiträge: 5231
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Verfasst am: 01.10.2018, 13:08 Titel: Re: P2P Kredite in der Wirtschaftskrise |
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sharky1337 hat Folgendes geschrieben: |
Will jemand ein Kredit z.B über 200k€ aufnehmen. Gibt die Bank dem Kreditnehmer die 200€k und hinterlegt eine lächerliche Summe von ca. 100€ bei der Zentralbank ?
Das man so einfach Geld schöpfen kann war mir überhaupt nicht bewusst, vor allem nicht das man mit einer so kleinen Anlage soviel Geld schöpfen kann.
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Ganz so krass ist es nicht. Praktisch sind Mindestreservesätze so im Bereich von 1-3% der gehaltenen Kontosumme gewesen. Bei der EZB muss davon auch gar nichts hinterlegt werden, die Bank kann es auch selber behalten, bei der EZB bekommt sie halt Zinsen dafür, in Höhe des Einlagnsatzes.
Außerdem muss die Bank noch Eigenkapital in Höhe eines Bruchteils der Kredite, die sie vergeben, bereithalten.
Außerdem: das "geschöpfte" Geld "gehört" jetzt nicht der Bank, das ist erstmal nur eine Bilanzposition mit der die Bank arbeitet. Und es wird nicht einfach zu aus der hohlen Hand "geschöpft", die Bank muss schon auch auf dem Papier Einlagen in der selben Höhe haben, sie muss sie nur nicht bei sich liegen lassen. Die Geld"schöpfung" besteht darin, dass sich die Geldsumme dabei verdoppelt: Der Einleger hat 200k auf seinem Konto und Du 200k an Kredit. Damit hast Du aber natürlich noch keine zu Grunde liegenden Werte geschaffen, denn den Kredit musst Du ja zurückzahlen und der Sparer kann seine 200k ja auch nur ausgeben, wenn er sie erst mal von der Bank zurückholt.
So SOLL das Geldsystem funktionieren. Geld ist nur ein Tauschmittel und per se nicht werthaltig (das sind die zugrundeliegenden Geschäfte) und auf diesem Weg wird eben Kredit bereitgestellt und als Gegenleistung für die damit verbundene Wertschöpfung (aus der mit der Geldschöpfung verbundenen Risiko- und Fristentransformation) erbringen die Banken halt ihre Dienstleistungen wie Kredite bereitstellen, Zahlungen abwickeln etc. Die Bank schöpft Geld und
In der Praxis ist das allerdings seit der Finanzkrise, also seit fast 10 Jahren, nicht mehr so.
Die Geldschöpfung ist fast auf 0, der Einlagesatz liegt bei -0,4%, d.h. die Banken zahlen für die Einlagen drauf und trotzdem haben sie ihre ganzen Einlagen da liegen, Geldschöpfung findet fast nicht statt.
Der Grund ist der, dass die EZB massiv Anleihen aufgekauft (bzw. geliehen) hat, um Liquidität bereitzustellen. Damit betreibt sie praktisch das Kreditgeschäft selber. Sie musste das anfangs tun, weil die Papiere sonst keiner haben wollte. Jetzt vor allem deshalb, weil eine Änderung dieser Politik kurzfristig dem Markt Geld entziehen würde und das keiner will, aber auch, weil sie den Mix brauchen, damit sie nicht die faulen Kredite alle abschreiben müssen, die während der Finanzkrise angefallen sind. Wenn sie jetzt alle werthaltigen Anleihen wieder verkaufen, dann bleibt am Ende der uneinbringbare Schrott übrig und die Bilanz rutscht tief ins Minus. Bezahlen müssten das dann die Staaten, die das garantiert haben, das ist der "Euro-Rettungsschirm", oder die EZB selber, die dazu Geld drucke müsste, was sie nicht darf, deshalb gibt es diesen Rettungsschirm.
Die Summen sind dabei gigantisch.
Was also passiert ist: die Unsummen an faulen Krediten, die zur Finanzkrise geführt haben, liegen jetzt bei der EZB. Die EZB wickelt die ab und finanziert das ganze über Gewinne aus den sonstigen Anleihen, die sie gekauft haben. Sie agiert damit wie eine ganz normale Bank. Der Vorteil ist: wenn sie das lange genug durchziehen kann (nämlich bis der größte Teil der Schrottanleihen ausgelaufen ist), dann muss "niemand" (also kein Staat und nicht die EZB) für diese Rettungsaktion bezahlen.
Für umme bekommt man aber natürlich nix und was dadurch aber auch passiert ist, dass sie den "normalen" Banken damit das Geschäftsmodell kaputt gemacht hat. Mit dem "normalen" Bankgeschäft lässt sich kein Geld mehr verdienen, weil die Kreditzinsen zu niedrig sind und die Eigenkapitalrücklagen zu hoch, d.h. die Geldschöpfung lohnt nicht mehr. Das ist aber schlecht, weil wer stellt dann die Banking-Infrastruktur bereit?
Auch vor dem Hintergrund muss man den ganzen "Fintech"-Boom sehen: Kredite werden plötzlich (nicht nur im P2P-Bereich) direkt von Risikokapitalgebern finanziert, ohne Risikoposition bei den Banken, Zahlungen werden mehr und mehr von reinen Zahlungsabwicklern betrieben, Kundenkontakt läuft über Apps statt Mitarbeiter und liegt bei wieder anderen Dienstleistern.
Das ist ein ganz anderes System, in dem die klassische Bank nicht mehr vorkommt und wir werden das auf Dauer vermutlich auch sehen, dass die klassische Vollbank verschwindet.
Man bekommt damit auf Dauer das, was man sich nicht getraut hat politisch durchzusetzen, ein Trennbankensystem.
Der große Vorteil ist, dass nicht mehr Risiken der Kreditvergabe bei den Banken gesammelt und damit nicht mehr "sichere" Anlagen von Sparern dem gehebelten Geschäftsrisiko der Banken ausgesetzt werden. Man kann sich also evtl. die nächste Bankenrettung in der nächsten Krise sparen.
Aber auch hier gilt natürlich: there's no free lunch. Der Preis ist, dass man für Bankdienstleistungen in Zukunft zahlen müssen wird. Denn die Querfinanzierung aus anderen Geschäften fällt weg,
Und Die Risiken aus dem Kreditgeschäft (und allen anderen Transformationsgeschäften) fallen natürlich auch nicht weg. Die trägt der Sparer dann in Zukunft selber, ohne den Umweg über die Banken, indem er selber in Kredite, Eigenkapital etc. investiert.
Das MUSS er natürlich nicht tun, aber wenn er in Zukunft noch Zinsen haben will, wird ihm nichts anderes übrig bleiben, denn mit dem Wegfall des Transformationsgeschäfts fallen natürlich auch Zinsen auf "risikolose" Anlagen weg, dass heißt, Geld auf dem Sparbuch parken bringt bestenfalls nix, schlimmstenfalls kostet es Gebühren oder Negaitivzinsen.
Ach ja, und das Risiko der nächsten Finanzkrise tragen dann die Sparer natürlich auf dem Weg auch selber, denn wenn kein Intermediär mehr da ist, bei dem sich das sammeln kann, dann landen die Verluste halt direkt in der Tasche der Sparer, die sollten sich deshalb besser gut überlegen, wo sie da anlegen. Denn "retten" über Bilanztricks wie beim letzten Mal wird man dann niemanden mehr können, dann könnte nur noch der Staat selber das Geld zurückzahlen, da der Staat aber nunmal auch nur die Bürger sind, wäre das eine reine linke-Tasche-rechte-Tasche-Aktion, das Geld wäre trotzdem weg, dann halt über Steuern.
Heißt aber übrigens auch: das Gemecker, dass die Allgemeinheit für die Rettung der Banken zahlen würde ist eigentlich falsch. Kurzfristig ist das alles in einem Bilanztrick verschwunden und langfristig zahlen die Banken selber, nämlich mit dem Verlust ihres Geschäftsmodells. Mehr bezahlen können sie eigentlich nicht. |
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nobodyofconsequence P2P Legende

Anmeldedatum: 02.09.2007 Beiträge: 5231
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Verfasst am: 01.10.2018, 13:45 Titel: Re: P2P Kredite in der Wirtschaftskrise |
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Ach ja, es gibt natürlich noch einen gravierenden Preis: Der Schutz vor Deflation in einer Krise fällt weitgehend weg, denn eine Geldmengensteuerung ist in so einem System ja kaum noch möglich, das Risiko, aus einer Finanzkrise wieder eine Realwirtschaftskrise zu machen, steigt also.
Wobei man insbesondere aufpassen muss, ist bei der Frage, was denn der Sparer mit seinen Risikoanlagen macht. Wenn ich jetzt mein Geld in P2P-Krediten angelegt habe und nicht ran kann und dann verbriefe ich womöglich irgendwo diese Anlage und hinterlege die als Sicherheit für einen eigenen Kredit um das Geld doch ausgeben zu können (statt sie zu verkaufen), dann betreibe ich plötzlich als Nichtbank Geldschöpfung. Solche Geschäftsmodelle muss de EZB unterbinden, denn damit bekomme ich richtig große Risiken direkt bei den Anlegern. Kann man ja auch vermeiden, indem man die Anlage verkauft.
Aber auch ohne... Wenn in einer Krise plötzlich große Mengen an Spar-Anlagen ausfallen und die Leute evtl. nicht nur ihre Jobs sondern auch ihre Rücklagen verlieren, das hat eine ganz andere Dynamik als die letzten Krisen, die wir alle eher aus den Nachrichten kennen.
Ein Puffer, eine solche Krise über das Bankensystem abzufangen, hat man dann halt nicht mehr, dann wird es gleich richtig bitter.
Deshalb wäre es schon wichtig, hier stärker zu regulieren. So Risikohebel wie Buyback-Kredite können in so einer Welt dramatische Folgen haben. |
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Zedandi
Anmeldedatum: 02.11.2016 Beiträge: 1486
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Verfasst am: 01.10.2018, 17:04 Titel: Re: P2P Kredite in der Wirtschaftskrise |
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nobodyofconsequence hat Folgendes geschrieben: | sharky1337 hat Folgendes geschrieben: |
Will jemand ein Kredit z.B über 200k€ aufnehmen. Gibt die Bank dem Kreditnehmer die 200€k und hinterlegt eine lächerliche Summe von ca. 100€ bei der Zentralbank ?
Das man so einfach Geld schöpfen kann war mir überhaupt nicht bewusst, vor allem nicht das man mit einer so kleinen Anlage soviel Geld schöpfen kann.
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Ganz so krass ist es nicht. Praktisch sind Mindestreservesätze so im Bereich von 1-3% der gehaltenen Kontosumme gewesen. Bei der EZB muss davon auch gar nichts hinterlegt werden, die Bank kann es auch selber behalten, bei der EZB bekommt sie halt Zinsen dafür, in Höhe des Einlagnsatzes.
Außerdem muss die Bank noch Eigenkapital in Höhe eines Bruchteils der Kredite, die sie vergeben, bereithalten. |
Dazu sei noch gesagt, dass die Mindestreserve in entwickelten Volkswirtschaften nicht der begrenzende Faktor bei der Geldschöpfung ist. Denn tatsächlich erfolgt die Anpassung der Mindestreserve meisten ex-post, d.h. nach der Kreditvergabe und dabei wurden/werden auch oft die bei der Kreditvergabe erhaltenen Sicherheiten eingebracht. Was die Geldschöpfung stärker beschränkt ist die einzuhaltende Eigenkapitalquote. Die Mindestreserve hat den Zweck die Nachfrage der Banken nach Zentralbankgeld sicherzustellen, denn damit kann dann die Zentralbank den Leitzins über den Hauptrefinanzierungssatz beeinflussen. Soweit mein gefährliches Halbwissen... |
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Zedandi
Anmeldedatum: 02.11.2016 Beiträge: 1486
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Verfasst am: 01.10.2018, 17:26 Titel: Re: P2P Kredite in der Wirtschaftskrise |
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nobodyofconsequence hat Folgendes geschrieben: | Wenn ich jetzt mein Geld in P2P-Krediten angelegt habe und nicht ran kann und dann verbriefe ich womöglich irgendwo diese Anlage und hinterlege die als Sicherheit für einen eigenen Kredit um das Geld doch ausgeben zu können (statt sie zu verkaufen), dann betreibe ich plötzlich als Nichtbank Geldschöpfung. Solche Geschäftsmodelle muss de EZB unterbinden, denn damit bekomme ich richtig große Risiken direkt bei den Anlegern. |
Da wird durch dich aber kein Geldgeschöpft, dieser Prozess bleibt dann noch bei der Bank, bei der du den Kredit erworben hast. Aber Risiko- und evt. auch Fristentransformation betreibst du dann als Nichtbank.
Warum soll die EZB es vermeiden, dass die große Risiken beim Anleger anfallen? Ich würde sogar behaupten, dass man alles daran setzen muss, dass im Finanzsystem die wesentlichen Risiken bei den Anlegern (die das Risiko gezeilt gesucht haben) sind und nicht auf systemrelevante Bestandteile des Finanzsystems übertragen werden/zurückfallen können. D.h. in deinem Beispiel sollte die Bank dann bei der Kreditprüfung für deinen p2p-Investitionskredit die Forderung ggü. des p2p-Schuldners wenn überhaupt nur mit deutlichem Abschlag als Sicherheit aktzeptieren. |
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nobodyofconsequence P2P Legende

Anmeldedatum: 02.09.2007 Beiträge: 5231
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Verfasst am: 01.10.2018, 19:06 Titel: Re: P2P Kredite in der Wirtschaftskrise |
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Zedandi hat Folgendes geschrieben: | nobodyofconsequence hat Folgendes geschrieben: | Wenn ich jetzt mein Geld in P2P-Krediten angelegt habe und nicht ran kann und dann verbriefe ich womöglich irgendwo diese Anlage und hinterlege die als Sicherheit für einen eigenen Kredit um das Geld doch ausgeben zu können (statt sie zu verkaufen), dann betreibe ich plötzlich als Nichtbank Geldschöpfung. Solche Geschäftsmodelle muss de EZB unterbinden, denn damit bekomme ich richtig große Risiken direkt bei den Anlegern. |
Da wird durch dich aber kein Geldgeschöpft, dieser Prozess bleibt dann noch bei der Bank, bei der du den Kredit erworben hast. Aber Risiko- und evt. auch Fristentransformation betreibst du dann als Nichtbank.
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Jein.
Wenn ich meine Kreditforderungen beleihe, dann schöpfe auch ich im Prinzip Geld.
Ich habe dann nach wie vor die ursprüngliche Forderung und ich bekomme zusätzlich das geliehene Geld. OK, bilanztechnisch ist die Forderung keine Einlage insofern brauche ich da schon eine breite Geldmengendefinition... aber der Punkt ist ja ein anderer: wenn die Forderung ausfällt ist meine Sicherheit für meinen eigenen Kredit weg, d.h. ich kann die selben Kettenreaktionen bekommen, wie bei Banken.
Zitat: |
Warum soll die EZB es vermeiden, dass die große Risiken beim Anleger anfallen? Ich würde sogar behaupten, dass man alles daran setzen muss, dass im Finanzsystem die wesentlichen Risiken bei den Anlegern (die das Risiko gezeilt gesucht haben) sind und nicht auf systemrelevante Bestandteile des Finanzsystems übertragen werden/zurückfallen können. D.h. in deinem Beispiel sollte die Bank dann bei der Kreditprüfung für deinen p2p-Investitionskredit die Forderung ggü. des p2p-Schuldners wenn überhaupt nur mit deutlichem Abschlag als Sicherheit aktzeptieren. |
Wenn es denn eine Bank ist. Ich habe "Verbriefung" geschrieben, also privates Verleihen ohne Bank. Klar, sowas ist derzeit ein Bankgeschäft und Nichtbanken hierzulande nicht erlaubt, aber ehrlich gesagt ist es genau das, was die ganzen Buyback-Butzen im Baltikum machen. Sie beleihen ihre eigenen Forderungen - typischerweise aus Payday Loans o.ä. - durch Kredite von Privatanlegern - ohne selber Bank zu sein!
Das Problem bei alledem ist, dass wenn Du damit im großen Stil das Bankwesen ersetzt, dann ist halt niemand mehr da, der Schocks abfängt. Lass eine Depression kommen und die Arbeitslosigkeit steigt, dann steigt auch die Ausfallrate von Krediten. Wenn die dann noch gehebelt sind, können da auch schon mal im großen Stil Ersparnisse betroffen sein. Alles wie bei der Finanzkrise, nur, dass es den Privatanleger dann direkt trifft. Den kannst Du aber nicht einfach retten, indem Du seine faulen Forderungen in die EZB-Bilanz ziehst oder in "Bad Banks" und liegen lässt, die sind dann erst mal weg.
Und wenn das dann in den Konsum geht oder gar noch teure Immobilien oder Kredite bezahlt werden müssen, dann überträgt sich das viel schneller in die Realwirtschaft, als bei den letzten Finanzkrisen so der Fall war.
Aber wie gesagt: Wenn das alles nicht zu überhitzt ist es sicher eine gute Sache, Risiken zu streuen und es nimmt erstmal viele Hebel raus. Also ich sehe das im Prinzip auch erstmal stabilisierend, nur ist es kein Allheilmittel, wenn wieder der Spekulationswahnsinn einsetzt, dann wird es auch da Verluste geben die weh tun können.
Außerdem gehen Dir halt als Zentralbank Steuerungsmöglichkeiten verloren. Deshalb würde mich auch nicht wundern, wenn die da irgendwann doch wieder reinregulieren.
Dein Zentralbank-Zinssatz ist ja erst mal egal, wenn niemand von denen Gel leiht (oder hinterlegt), sondern es direkt leiht und verleiht, damit hast Du viel weniger Möglichkeiten zur Geldmengen- und Inflationssteuerung. |
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Zedandi
Anmeldedatum: 02.11.2016 Beiträge: 1486
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Verfasst am: 01.10.2018, 22:59 Titel: Re: P2P Kredite in der Wirtschaftskrise |
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nobodyofconsequence hat Folgendes geschrieben: | Außerdem gehen Dir halt als Zentralbank Steuerungsmöglichkeiten verloren. Deshalb würde mich auch nicht wundern, wenn die da irgendwann doch wieder reinregulieren.
Dein Zentralbank-Zinssatz ist ja erst mal egal, wenn niemand von denen Gel leiht (oder hinterlegt), sondern es direkt leiht und verleiht, damit hast Du viel weniger Möglichkeiten zur Geldmengen- und Inflationssteuerung. |
Ich stimme Dir bei den meisten Ausführungen prinzipiell zu, allerdings ist das alles eine Betrachtung des extremen Grenzfalles, dass Banken große Teile des Kreditgeschäfts verlieren werden bzw. dass ein großer Teil der Privatanleger in p2p-Kredite oder andere riskante Anlagen gehen.
Beide Fälle halte ich für eher unwahrscheinlich. Viele Privatanleger (in Deutschland die Mehrheit?) scheuen heute das Risiko wie der Teufel das Weihwasser und zwar nicht nur Aktien sondern auch andere Anlagen wie Anleihen/Immobilien etc., warum sollte das bei p2p-Krediten (auch wenn sie irgendwann etabliert sind und sich in Krisenzeiten behaupten konnten) anders sein? Und bei der Kreditvergabe an Schuldner mit höchster Bonität haben die Banken dadurch, dass sie sich billig refinanzieren und hebeln können, einen systematischen Vorteil ggü. direkter Kreditvergabe. Bei bester Bonität ist ein nicht allzu hoher Hebel ja auch nachhaltig machbar. Daher denke ich auch nicht, dass p2p-Kredite Banken irgendwann 0815-Immobilienfinanzierungen abnehmen werden.
Ich halte ein Szenario, indem der kleine Teil der risikofreudigen Anleger (10-20% der Bevölkerung) den Sub-Prime-Bereich und komplexere Kredite (Immobilienentwicklungs- und Brückenfinanzierung, Kredite an Selbstständige etc.) über p2p-Kredite bedient (von denen es manche sicher auch total übertreiben werden) und Banken aber den Großteil der Prime-Kunden halten können. Und in so einem Fall wären die Auswirkungen auf die Realwirtschaft wahrscheinlich auch nicht größer als bei einem "normalen" Börsencrash, bei dem die selbe Anlegergruppe ebenfalls betroffen ist.
Und ja, das Geschäftsmodell dieser BB-Klitschen halte ich momentan auch nicht für sturmfest, es wird interessant sein was passiert wenn sich die Ausfälle an Anbahnern häufen. |
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Claus Lehmann Site Admin

Anmeldedatum: 31.08.2007 Beiträge: 18168
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Verfasst am: 01.10.2018, 23:08 Titel: Re: P2P Kredite in der Wirtschaftskrise |
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Zitat: | das bei p2p-Krediten (auch wenn sie irgendwann etabliert sind und sich in Krisenzeiten behaupten konnten) anders sein? |
Weil einige Anbieter Ihnen mit der Rückkaufgarantie (buyback guarantee) suggerieren das Risiko sei klein?
Es gibt inzwischen jede Menge Beiträge von Anlegern, die sagen, für sie kommen nur Plattformen mit Rückkaufgarantie in Betracht.
Natürlich ist das immer noch eine Mini-Nische. _________________ Meine Investments (aktualisiert 12/24):
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siwe7

Anmeldedatum: 24.09.2018 Beiträge: 91
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Verfasst am: 01.10.2018, 23:54 Titel: Re: P2P Kredite in der Wirtschaftskrise |
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Hat wer von euch das Buch "Der Draghi-Crash" von Dr. Markus Krall gelesen?
Auch, wenn der Titel reißerisch ist und auch der Schreibstil manchmal etwas überspitzt... Das Buch beschreibt sehr gut, wie das Geldsystem funktioniert und wie die Auswirkungen der Geldpolitik der EZB auf die Wirtschaft sind.
Aber speziell auf P2P konnte ich für mich nichts ableiten.
Nur, dass P2P Kredite, wenn ursprünglich nicht von einer Bank ausgegeben, eine Konkurrenz zu Banken sind und daher das Geschäftsmodell und die Margen von Banken schmelzen lasst, was wiederum dazu führt, dass die Rücklagen der Banken schmelzen.
Das europäische Bankensystem ist sehr angeschlagen...
Komischweise konnten die Amis mit den Folgen der Krise 2008 besser umgehen. Da sind die Banken rentabler. |
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nobodyofconsequence P2P Legende

Anmeldedatum: 02.09.2007 Beiträge: 5231
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Verfasst am: 02.10.2018, 00:03 Titel: Re: P2P Kredite in der Wirtschaftskrise |
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Zedandi hat Folgendes geschrieben: |
Ich stimme Dir bei den meisten Ausführungen prinzipiell zu, allerdings ist das alles eine Betrachtung des extremen Grenzfalles, dass Banken große Teile des Kreditgeschäfts verlieren werden bzw. dass ein großer Teil der Privatanleger in p2p-Kredite oder andere riskante Anlagen gehen.
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Glaube ich nicht.
Zum einen stimmt es schon heute nicht. Es geht ja nicht nur um Privatanleger und Direktanlagen, es geht auch um große institutionelle Anleger, Fonds, Versicherungen etc.
Und da verschieben heute schon Banken ihre Kredite hin, dass die gleich nach der Vergabe verbrieft und verkauft werden, wird immer üblicher, auch sowas wie Fidor, Solarisbank und Wirecard, die konsequent ihre Bilanz klein halten und eher als API-Bank arbeiten, wirst Du in Zukunft öfter sehen.
Und was die Risikobereitschaft angeht... Mag sein, dass die Leute nicht selber in P2P-Kredite etc. anlegen wollen, aber wenn Du für Sparanlagen bei Banken keine Zinsen bekommst - und ich glaube, das wird auf absehbare Zeit so bleiben - dann werden die Leute sich auf Dauer Alternativen suchen.
Und wenn sie sich privat und alleine nicht trauen, dann werden das wie eh und je die Fondsanbieter sein, die investieren dann für den Privatanleger in diese Produkte.
An der Risikostruktur des Ganzen ändert sich dadurch aber nichts. |
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nobodyofconsequence P2P Legende

Anmeldedatum: 02.09.2007 Beiträge: 5231
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Verfasst am: 02.10.2018, 00:26 Titel: Re: P2P Kredite in der Wirtschaftskrise |
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siwe7 hat Folgendes geschrieben: |
Komischweise konnten die Amis mit den Folgen der Krise 2008 besser umgehen. Da sind die Banken rentabler. |
Das waren auch zwei grundsätzlich unterschiedliche Krisen.
In den USA (und UK) ging das von einem faulen Hypothekenmarkt aus, in dem - letztlich ähnlich dem, was wir hier diskutieren - Forderungen verbrieft und verkauft wurden. Allerdings haben die damals dann im großen Stil auch Banken gekauft und auf die Bilanz genommen, das hat die dann in Schieflage gebracht.
Das war vom Volumen her aber kleiner, als das europäische Problem.
In Europa gab es das ähnlich zum Teil auch (UK, Spanien), aber zusätzlich hattest Du hier Staaten, deren Anleihen Schrott waren. Das sind ganz andere Volumina und vor allem auch ganz andere Bonitäten gewesen. Außerdem hatte die Dinger das halbe europäische Bankwesen als "sichere" Reserven in der Bilanz, waren ja mündelsichere Euroanleihen. Das Problem war viel größer.
Die Amis haben das umgeschuldet und pleite gehen lassen, die entsprechenden Finanzierer wurden verstaatlicht (zum Teil waren sie es schon), die Banken zusammenfusioniert.
Die haben das QE (den Aufkauf von Unternehmensanleihen durch die Zentralbank) zwar letztlich erfunden, aber nie in dem Umfang gebraucht, wie Europa.
Bei der EZB liegen aber Abermilliarden an faulen Staatsanleihen, die langfristig abgewickelt werden müssen, weil keiner der Eurostaaten das mal eben so auf seine Bilanz nehmen will. Deswegen wird das Thema noch viel länger aktuell bleiben, vor allem, weil es eben nicht nur um das Bereitstellen von Liquidität geht.
Vergleichbar ist das eher mit Japan nach dem Immobiliencrash der späten 80er/frühen 90er bzw. mit UK nach WW2. Zu letzterem gibt es eine sehr schöne Analyse, die ich leider im Moment nicht finde, wie über Jahrzehnte hinweg die Staatsschulden durch Abschmelzen der Spareinlagen über Inflation und künstlich niedrige Zinsen abgetragen wurden. Natürlich war das damals einfacher, weil die bis in die 70er strikte Kapitalverkehrskontrollen eingeführt hatten, Goldschmuggel war damals ein Riesenthema... Ist im Zeitalter von konvertiblen Währungen, Bitcoin&Co natürlich alles nicht mehr so einfach... |
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MudJazz
Anmeldedatum: 16.02.2020 Beiträge: 10
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Verfasst am: 07.03.2020, 11:30 Titel: rezession voraus |
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Das Thema ist spannend...und aktuell. Bereits jetzt wird sogar in den U.S. diskutiert, dass nicht nur die FED Geld ins Bankensystem druecken sollte, sondern die Bevoelkerung direkt Geld ausgezahlt bekommen koennte, damit Krefite bedient werden koennen...
Ich diversifiziere nun noch mehr, reduziere dafür die kurzfristigen P2P Kredite (langfristige sind ggf flexibler rückzahlbar und damit krisenfester?!) , erhöhe den Cash Anteil, halte aber auch BTC und warte auf Aktieneinstiegspunkte. |
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Twintos
Anmeldedatum: 06.03.2017 Beiträge: 901
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Verfasst am: 07.03.2020, 19:15 Titel: Re: P2P Kredite in der Wirtschaftskrise |
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sharky1337 hat Folgendes geschrieben: | Nach über einem Jahr mit P2P Krediten , läuft es eigentlich ziemlich Rund.
Trotzdem beschäftigt mich seit einigen Tagen folgender Gedanke.
Kommt es zu einer Wirtschaftskrise ähnlich 2008 , können die Kreditnehmer mit zunehmender Wahrscheinlichkeit die Kredite nicht mehr bezahlen.
Falls ich meine Kredite abstoßen würde, würde Sie kaum jemand kaufen oder nur extrem Risiko bereite Leute. Es würde viel mehr Angebot als Nachfrage geben.
~12% hin oder her , wie seht Ihr den Wirtschaftszweig für die Krise aufgestellt ?
Wie minimiert Ihr das Risiko ? Ein erster Gedanken von mir war , nur noch auf sehr kurzlaufende Kredite zu gehen. Somit wäre ich in einem möglichen Crash "relativ" schnell raus aus dem Business.
Gruß Sharky ! |
Es gibt einen Professor in Ludwigshafen der auch immer in der Zeitung Artikel schreibt.
Der hält von Krediten/Anleihen und Zertifikaten gar nix.
Er schwört auf ETFs in USD mit niedrigen Kosten. |
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stefans
Anmeldedatum: 27.05.2016 Beiträge: 1597
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Verfasst am: 07.03.2020, 19:46 Titel: Re: P2P Kredite in der Wirtschaftskrise |
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Twintos hat Folgendes geschrieben: | Er schwört auf ETFs in USD mit niedrigen Kosten. | weil USD ETFs viel gewinn gemacht haben. nun wird es aber spannend bzw. traurig wegen der corona epidemie. |
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MudJazz
Anmeldedatum: 16.02.2020 Beiträge: 10
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Verfasst am: 09.03.2020, 21:30 Titel: erstmal ruhig bleiben |
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Hab mein junges p2p portfolio etwas verringert um liquide zu bleiben. Aber eine bankenkrise wie 2008 ist noch nicht voraus... |
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